Universität als Teil einer lebendigen Stadtgesellschaft
Neue Campus-Standorte, neue Fahrrad- und Fußwege, zusätzliche Grünflächen und das Verkehrskonzept – Universität und Stadt Siegen stellen den Zwischenstand des „Masterplans“ vor.
Der Umzug der Universität Siegen mit zwei weiteren Fakultäten in die Siegener Innenstadt nimmt Formen an. Gemeinsam mit Bürgermeister Steffen Mues und Stadtbaurat Henrik Schumann stellten Rektor Prof. Dr. Holger Burckhart und Kanzler Ulf Richter den Zwischenstand des „Masterplans“ mit vielen Details für das bundesweit beachtete Projekt vor. Dieses umfasst zwei neue Campus-Standorte nördlich und südlich des bestehenden Campus am Unteren Schloss, neue Fahrrad- und Fußwege, zusätzliche Grünflächen und ein integriertes Verkehrskonzept. „Es ist ein Jahrhundertprojekt für die Stadt und die Universität Siegen, das hohe Strahlkraft erzeugen wird“, ist sich Kanzler Ulf Richter sicher. Dies bedeutet neue Verbindungen, eine Öffnung der Universität für die Stadtgemeinschaft.
Das Motto: Siegen. Wissen verbindet
Das Projekt, bisher bekannt als „Uni (kommt) in die Stadt“,
trägt künftig den Titel „Siegen. Wissen verbindet“. Damit kommt
zum Ausdruck, welche Bedeutung der Umzug der Uni für die Stadt,
die Region und natürlich die Universität selbst hat. Die
Ansiedlung der Universität im Herzen der Stadt verbindet, was
in einer Universitätsstadt zusammengehört – die Universität und
die Stadtgesellschaft. Zentraler Ort für alle Informationen
rund um das Projekt und die Bürgerbeteiligung ist die Website
www.siegen-wissen-verbindet.de
Campus Nord
Am Campus Nord entsteht im Bereich der Friedrichstraße /
Sandstraße die neue Heimat der Fakultät I (Philosophische
Fakultät). Aktuell finden sich hier untergenutzte Flächen,
statt einer „Hinterhofatmosphäre“ soll der Campus eine
Begegnungszone schaffen. Die offene Bebauung wird durch
Grünflächen aufgelockert.Der Campus bleibt weitestgehend
autofrei, sodass mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer und ein
höheres Maß an Aufenthaltsqualität entsteht. Der Campus bietet
durch konsequent durchdachte Wegebeziehungen einen attraktiven
Mehrwert für die gesamte Stadt und ihre Bevölkerung. Über eine
Treppe und einen öffentlichen Aufzug zum Siegberg entsteht eine
direkte Verbindung mit der Oberstadt. Im ehemaligen „Möbelhaus
Wonnemann“ wird das Student Service Center (SSC) platziert.
Eine wichtige Rolle für diesen Campus spielt zudem das
ehemalige Kaufhaus „Hettlage“, das die Universität erworben
hat. Es wird der Standort der neuen Universitätsbibliothek und
nimmt eine Scharnier-Funktion ein, um Unter- und Oberstadt zu
verbinden.
Campus Süd
Der südliche Teil des Campus entsteht im Bereich des Löhrtors.
Er wird die „grüne Lunge“ des Campus und beherbergt künftig die
Fakultät II (Bildung Architektur Künste). Bislang ist das
landschaftliche Potenzial dieses Areals nahezu ungenutzt. Das
soll sich mit der Freilegung des Flusses Weiß und
neugeschaffenen Uferflächen und Grünstrukturen ändern. Neue
Wegeverbindungen entstehen in die Oberstadt und die umliegenden
Quartiere, wobei besonderes Augenmerk auf Fußgänger und
Radverkehr liegt. Durch den Erwerb einer Immobilie von der
Mediengruppe Vorländer im Häutebachweg ist es zudem möglich,
die neuen Gebäude auf einer breiteren Fläche zu planen – alle
Gebäude werden somit um ein Geschoss niedriger und passen sich
in das Siegener Stadtbild ein.
Verkehr
Die Planung der neuen Campus-Standorte unterstützt die Stadt
Siegen bei der Mobilitätswende, da die neuen Campus-Standorte
weitgehend autofrei bleiben und fahrradfreundliche
Infrastrukturen geschaffen werden. Neue, attraktive
Radverbindungen ergänzen das städtische Bestandsnetz. Der
Häutebachweg wird komplett zur Fahrradstraße umgebaut. Neben
einer großen Fahrrad- / E-Scooter-Garage werden am Standort
Friedrichstraße mit zwei Tiefgaragen mit 200 Auto-Stellplätzen
geschaffen. Darüber hinaus entstehen drei Parkhäuser in der
Tiergartenstraße, der Melanchtonstraße und an der
Siegerlandhalle, sodass die „letzte Meile“ in die Innenstadt
mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln schnell
und unkompliziert zurückgelegt werden kann. Insgesamt gibt es
1.370 Stellplätze für Fahrräder, davon 665 überdacht.
Effekte für Universität und
Stadt
„In den letzten 50 Jahren haben sich die Ansprüche an eine
Universität geändert. Während damals vor allem die
Bildungspolitik im Vordergrund stand, sind es heute Bildung,
Forschung und Wissenstransfer parallel. Mit der Finanzierung
dieses Projekts gibt uns das Land NRW eine große Chance, dafür
möchte ich ausdrücklich danken“, erklärte Ulf Richter.
„Die gemeinsame Entwicklung von Universität und Stadt ist etwas Besonderes. Wir sind als Universität Teil eines lebenden Organismus, der sich Gesellschaft nennt. Hier entsteht ein gemeinsames Leben, das eine ganz neue Aufenthaltsqualität, eine ganz neue Lebensqualität mit sich bringen wird. Das Entscheidende daran ist die Nachhaltigkeit“, ist Rektor Prof. Dr. Holger Burckhart überzeugt.
Leerstände in der Stadt können gefüllt und die Infrastruktur grundlegend erneuert werden, verdeutlichte Bürgermeister Steffen Mues. Auch der Pendelverkehr in der Stadt wird insgesamt abnehmen. Der Bestand des Warenhauses Karstadt ist nach dem Einzug der Universität in das Gebäude und der gemeinsamen Nutzung auf Jahre gesichert. Mues erklärte weiter: „Wir verändern die Innenstadt auf Jahrzehnte – und zwar ins Positive. Dieses Projekt kann man wirklich nur als eine Jahrhundert-Chance für die Stadt und die Universität bezeichnen. Es wird viele Effekte für die Entwicklung Siegens haben, vor allem wird es die Übergänge von der Unter- in die Oberstadt neu gestalten und neue Verbindung für Bürgerinnen und Bürger schaffen.“ Auch Stadtbaurat Henrik Schumann betonte: „Ich bin vollkommen überzeugt von diesem Projekt. Es ist eine riesige Chance für unsere Stadt, den nächsten Schritt zu machen.“
Nächste Schritte
Nachdem im Mai der Stadtentwicklungs- und Bauausschuss der
Stadt Siegen über den aktuellen Sachstand informiert wurde,
soll der Masterplan am 10. Juni in Form eines Livestreams der
breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden. In diesem
Zusammenhang sollen weitere Beteiligungsformate für BürgerInnen
folgen. Ab 2024 könnte mit dem Bau in der Innenstadt begonnen
werden.