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Studentischer Alltag in der Pandemie

Online-Befragung von Siegener Studierenden zeigt hohe Impfbereitschaft, Zufriedenheit mit den Corona-Maßnahmen der Uni, aber auch Stressbelastung durch die digitale Lehre.

Statt im Hörsaal sitzt man am Laptop. ProfessorInnen und KommilitonInnen tauschen sich nur via Bildschirm aus und das viel gerühmte Studierendenleben findet einfach gar nicht statt. Corona hat den Uni-Alltag nachhaltig verändert. Was macht das mit den Studierenden? Wie sieht ihr Leben in der Pandemie aus? Die Studierenden der Universität Siegen konnten im Herbst vergangenen Jahres an einer online-Befragung zum studentischen Alltag in der Pandemie teilnehmen. Die identische Befragung fand zeitgleich unter Studierenden der Charité Universitätsmedizin Berlin, der Heinrich Heine-Universität Düsseldorf, der Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie der Universität Bremen statt.

An der Universität Siegen haben Claus Wendt, Professur für Soziologie der Gesundheit und des Gesundheitssystems am Seminar für Sozialwissenschaften und Yasemin Niephaus, Soziologin und Akademische Oberrätin am Seminar für Sozialwissenschaften die Befragung durchgeführt und ausgewertet. Knapp neun Prozent aller in Siegen eingeschriebenen Studierenden haben den online-Fragebogen beantwortet. „Auch wenn die Ergebnisse aufgrund der unbekannten Ausfallmechanismen keinen repräsentativen Charakter haben, so zeigen sie doch interessante und aufschlussreiche Tendenzen zum Umgang und zur Wahrnehmung der Corona-Situation bei den Studierenden der Universität Siegen“, so Yasemin Niephaus.

So stellte sich heraus, dass im Herbst 2021, also noch vor der zunehmenden Bedeutung der Omikron-Variante des Virus und der Boosterung, 80 Prozent der Studierenden, die an der Befragung teilgenommen haben, bereits zweifach geimpft waren. Etwa 2 Prozent waren teilweise und 7 Prozent nicht geimpft. Von den wenigen Ungeimpften hatten etwa drei Viertel nicht die Absicht, sich zu einem späteren Zeitpunkt impfen zu lassen. Als Hauptgründe für eine fehlende Impfabsicht lassen sich ein Abwägen des mit einer Impfung verbundenen persönlichen Aufwands bei gleichzeitiger Berücksichtigung des Nutzens und ein fehlendes Vertrauen in die Sicherheit der Impfstoffe identifizieren.

Knapp ein Drittel der Studierenden, die an der Befragung teilnahmen, gaben an, dass die Umstellung auf digitale Lehrformate für sie mit Stress verbunden war. Die Mehrheit (63 Prozent) fühlte sich ausreichend über die COVID-19-Maßnahmen der Universität informiert. Zufrieden mit den umgesetzten Maßnahmen waren 50 Prozent. 21 Prozent hatte den Eindruck, Sorgen, die mit der Pandemie verbunden waren, mit Hilfeeinrichtungen der Universität Siegen und/oder dem Lehrpersonal besprechen zu können. 68 Studierende gaben an, sich seit Beginn des COVID-19-Ausbruchs bei  der Zentralen Studienberatung Hilfe geholt zu haben. 19 von ihnen, und damit 28 Prozent, nannten Sorgen wegen des Studiums als Grund für die Kontaktaufnahme, etwa 15 Prozent beanspruchten aufgrund psychosozialer Probleme Beratung und 6 wegen finanzieller Sorgen.

Es zeigt sich, so der Gesundheitssoziologe Claus Wendt, dass die große Mehrzahl der Studierenden den Ärztinnen und Ärzten und den durch sie durchgeführten Impfungen vertraut. Eine besorgniserregende Impfskepsis sei nicht zu erkennen. „Mit den digitalen Lehr- und Lernformen dürfen wir allerdings nicht zufrieden sein. Der damit verbundene Stress kann sich langfristig negativ auf die Gesundheit auswirken, und deshalb sollten wir so schnell es die gesundheitliche Lage zulässt, wieder auf Präsenzlehre umstellen“, so  Wendt.

„Dies ist umso mehr zu unterstreichen, als dass unsere Ergebnisse auf einer gesamtgesellschaftlichen Ebene den Schluss zulassen, dass junge Erwachsene nicht nur ein hohes Maß an Verantwortung sich selbst gegenüber übernehmen, indem sie sich reflektiert schützen und impfen lassen, sondern damit auch anderen gesellschaftlichen Gruppierungen gegenüber solidarisch handeln. Ein Aspekt, der von der Politik aus meiner Sicht viel zu wenig honoriert wird und auch in die wissenschaftlichen Bewertungsszenarien und Handlungsempfehlungen nicht in ausreichendem Maße einfließt“, so Yasemin Niephaus.

Die Befragung ist die zweite Befragung zum studentischen Alltag in der Pandemie. Sie ist aus einem international angelegten Projekt hervorgegangen und stellt einen Teil des „COVID-19 International Student Well-being Survey“ dar. Während die zweite Befragung von den genannten Universitäten in Deutschland gemeinsam konzipiert und durchgeführt wurde, wurde die erste Befragung initiiert vom Centre for Population, Family and Health an der Universität Antwerpen in Belgien und fand unter unter der Leitung von Sarah Van de Velde, Edwin Wouters und Veerle Buffel in 27 europäischen und nordamerikanischen Ländern wie auch Südafrika statt. Sie fand bereits in einer sehr frühen Phase der Pandemie, kurz nach dem Wirksamwerden erster Schul- und Universitätsschließungen im Mai 2020 statt.

Yasemin Niephaus, Soziologin mit dem Schwerpunkt empirisch fundierter Gesellschaftsanalyse, Akademische Oberrätin am Seminar für Sozialwissenschaften.

Claus Wendt, Professur für Soziologie der Gesundheit und des Gesundheitssystems am Seminar für Sozialwissenschaften.

 
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