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Die Jugendlichen behutsam zurückgewinnen

Die Lebenswelt von Jugendlichen hat sich durch die Corona-Pandemie stark gewandelt. Das hat auch Einfluss auf die Jugendarbeit. An der Universität Siegen wird den Auswirkungen der vergangenen Jahre nachgegangen.

Und plötzlich war alles zu. Der Ort, der bis dahin für Offenheit, Teilhabe und Austausch stand, hatte vom einen auf den anderen Tag geschlossen. Wo man sonst Freunde traf und sich zwanglos mit den MitarbeiterInnen austauschen konnte, herrschte während der Lockdowns Stille. Geschlossene Jugendtreffs waren nur eine von vielen Maßnahmen, mit denen sich Jugendliche während der Corona-Pandemie konfrontiert sahen. Diese Zeit hat etwas mit den jungen Menschen gemacht und wirkt bis heute nach. „Corona hat die gesamte Situation massiv verändert“, weiß Prof. Dr. Thomas Coelen, Erziehungswissenschaftler und Dekan der Fakultät II (Bildung · Architektur · Künste) an der Universität Siegen.

Coelen und sein Team um Hannah Jestädt haben gemeinsam mit Kooperationspartnern aus der regionalen Praxis einen Fachtag Jugendarbeit unter dem Titel „Zurück in die Zukunft. Jugendarbeit nach Corona“ ausgerichtet, bei dem ForscherInnen und PraktikerInnen die Situation im Dreiländereck NRW, Hessen und Rheinland-Pfalz beleuchteten. Mit dabei waren unter anderem auch Eva Sting und Rebecca Zimmermann vom Katholischen Jugendwerk Förderband in Siegen. Was die beiden Sozialarbeiterinnen aus der Praxis zu berichten wissen, verdeutlicht, wie sehr sich jugendliche Lebenswelten, aber auch die Jugendarbeit an sich, durch Corona verändert haben.

„Die Jugendlichen waren einfach froh, dass die Jugendtreffs wieder geöffnet hatten – egal wie viel Regeln sie einhalten müssen“, berichtet Rebecca Zimmermann über die erste Zeit nach dem Lockdown. Ihr ist aufgefallen, dass die soziale Batterie bei Jugendlichen und Kindern viel schneller aufgebraucht sei als früher. Viele hätten sich während der Pandemie isoliert und gingen nun nicht gerne unter große Menschenmengen. Bei Ausflügen, die früher in kurzer Zeit ausgebucht waren, blieben nun Plätze leer.

„Die psychische Belastung ist sehr, sehr hoch“, weiß auch Eva Sting. Sie hat an der Uni Siegen Soziale Arbeit studiert und betreut Jugendliche unter anderem an Schulen. Auch die Bildungseinrichtungen mussten sich erst mit der neuen Situation arrangieren. „Viele Schüler und Schülerinnen wurden zu Beginn der Pandemie mit Aufgaben überfrachtet, und viele waren damit überfordert. Es gibt auf jeden Fall Nachholbedarf.“

Die Folgen der Corona-Pandemie sind für die beiden Sozialarbeiterinnen klar spürbar. „Diese Erlebnisse decken sich mit dem, was auch WissenschaftlerInnen wie Prof. Dr. Ulrich Deinet und Prof. Dr. Benno Hafeneger bei der Fachtagung vorgetragen haben“, sagt Hannah Jestädt. „Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Jugendlichen müssen wieder behutsam zurückgewonnen werden.“ Hier stellt sich die Frage nach dem Wie. Als die Einzelfallhilfe in den Büros nicht mehr möglich war, hat sich Eva Sting teilweise mit Jugendlichen auf einem Parkplatz getroffen, um Bewerbungsschreiben zu besprechen.

Der Kontakt wurde auch über soziale Medien gehalten. „Während der Lockdowns war es wichtig zu zeigen, dass wir erreichbar sind. Jetzt müssen wir sehr genau schauen, welche Bedarfe es bei den Jugendlichen gibt“, so Eva Sting. „Wir können nicht einfach alles wie vor Corona machen, sondern müssen uns flexibler auf Bedürfnisse einstellen.“ Auch das ist eine Erkenntnis: Den Jugendlichen müsse Zeit gegeben werden, im „normalen“ Leben anzukommen. Und so wird nach dem Ende der Pandemie nicht nur die Jugend vor neuen Herausforderungen stehen, sondern auch die Jugendarbeit.

 
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