Nachruf Ulrich Weiß
Am 30. Juni 2011 verstarb Pastor Ulrich Weiß. Erst im Mai hatte die Philosophische Fakultät dem Siegener Theologen und Kirchenhistoriker die Ehrendoktorwürde verliehen.
Mit Ulrich Weiß hatte die Universität Siegen eine Persönlichkeit geehrt, die als exzellenter Wissenschaftler außerhalb der klassischen universitären Laufbahn gilt. „Keiner kannte die Kirchengeschichte des Siegerlandes so gut wie er - und manches von dem, was nur er aus Quellenstudien und Begegnungen wusste und nie publiziert hat, bleibt uns dauerhaft verborgen. Das ist sehr schade“, so Professor Dr. Georg Plasger, der einer der Hauptgutachter beim Verfahren der Ehrenpromotion war. „Wir sind dankbar, dass wir ihn als forschenden und lehrenden, als predigenden und bekennenden Theologen und Pastoren kennen und erleben durften, wir haben viel von ihm gelernt. Wir sind traurig, dass er nicht mehr unter uns ist.“
Ulrich Weiß wurde 1941 in Altenhundem geboren und wuchs in Niederdielfen auf. Sein Abitur legte er am Siegener Löhrtor-Gymnasium ab, er studierte Theologie in Tübingen, Heidelberg und Göttingen. Sein Vikariat absolvierte er als Inspektor des Reformierten Studienhauses in Göttingen und in der Christuskirchen-Gemeinde in Siegen. Nach dem Zweiten Theologischen Examen war er zwei Jahre Studieninspektor des reformierten Predigerseminars in Wuppertal. Beide Inspektoren-Tätigkeiten in Göttingen und in Wuppertal zeigen bereits, dass Ulrich Weiß immer schon an der Verbindung von Wissenschaft und Praxis gelegen ist. 23 Jahre lang war er Pfarrer der Christus-Kirchengemeinde in Siegen (1978 bis 2001), dazu viele Jahre stellvertretender Superintendent und Mitglied der Landessynode der Evangelischen Kirche.
In zahlreichen Publikationen und unzähligen Vorträgen hat sich Ulrich Weiß als Vermittler theologischer und vor allem kirchen- und theologiehistorischer Wissenschaft verdient gemacht. In der Mittwochsakademie und an der Universität Siegen hat er – vermehrt nach seinem Ruhestand – immer wieder Veranstaltungen angeboten, in denen er zumeist die regionale Kirchengeschichte reflektiert, aber auch die Besonderheit der verschiedenen kirchlichen Gruppierungen verdeutlicht. Dabei liegt sein Forschungsinteresse in der kritischen Begleitung der reformierten Kirchen, weitere Schwerpunkte umfassen die Kirchengeschichte Hohenlimburgs sowie – besonders in den vergangenen zehn Jahren – die Geschichte der Erweckungsbewegung in Siegen und Nassau.