Romseminar 2025

Romseminar 2025
Fiktive, Virtuelle, reale Welten:
Mathematik, Informatik und die Frage nach der
Wirklichkeit.
Insofern sich die Sätze der Mathematik auf die
Wirklichkeit beziehen, sind sie nicht sicher, und
insofern sie sicher sind, beziehen sie sich nicht auf
die Wirklichkeit. - Albert Einstein (1879-1955)
Mathematik modelliert, Informatik simuliert die
Wirklichkeit. Beide Disziplinen schaffen aber auch ihre
jeweils eigenen Welten, und diese werden umso
artifizieller (künstlicher, aber auch: kunstvoller), je
realistischer sie sein wollen. Sind diese Welten aber
wirklich nur ein neutrales Abbild der Wirklichkeit,
nützliche Fiktionen (Mathematik), gut programmierte
virtual reality (Informatik)?
Im diesjährigen „Romseminar“ wollen wir uns mit dem
komplexen Wechselspiel von Wirklichkeit und Mathematik
bzw. Informatik beschäftigen. Folgende Fragen können
uns dabei leiten:
- Woher kommen die mathematischen Objekten und Strukturen? Sind sie eine oder gar die 'eigentliche Wirklichkeit', die es zu entdecken gilt (Platon), sind sie die einzige Sprache, in der die physische, 'wirkliche' Welt zu verstehen ist (Galilei, Descartes), oder sind sie (z.B. sozial) konstruierte Fiktionen?
- Welche Wirklicheit(en) werden von Modell/Simulation erfasst, welche ausgeblendet? Sind z.B. Gefühle real und welchen Platz haben sie in den Welten der Mathematik/Informatik?
- Wie weit trägt die Vorstellung von Urbild (Wirklichkeit) und Abbild (math. Theorie, Computersimulation) ? Gibt es überhaupt eine (einzige) Wirklichkeit, die wir in mathematischen Theorien ergründen bzw. in virtuellen Realitäten abbilden?
- Ist der 'Modellierungskreislauf' – im Bereich der Didaktik vielfach diskutiert – vielleicht doch ein wenig zu naiv konzipiert?
- Inwieweit bzw. bis wohin sind informatische Simulationen und mathematische Theoriebildung sinnvoll bzw. hilfreich? Welche Grenzen haben sie oder sollten sie haben? Welche Rolle spielen sie in der sozialen Realität bzw. wie wirken sie auf diese ein?
- Welche Gefahren gehen von „virtual reality“? Wo geht uns der Kontakt zur Wirklichkeit verloren, versinken wir in geistlosem Medien-Konsum (‘digitale Demenz’)? Wie verändern die virtuellen Realitäten unser Wirklichkeitsverständnis?
- Welche Wirklichkeit 'kennt' die KI? Wie verändert KI unsere (Lebens-)Wirklichkeit. Wird am Ende die 'virtuelle' zur einzig 'realen' Wirklichkeit?
Diese und andere Themen werden, je nach Präferenzen
der Teilnehmenden, im Romseminar 2025 angesprochen. Es
bietet damit die besondere Möglichkeit, über den
Tellerrand des eigenen Studienfachs hinauszuschauen und
Themen von allgemeiner Relevanz (vor dem Hintergrund
unserer Fächer) zu diskutieren. Daneben geht es aber
auch darum, Präsentation, Rhetorik und Diskussion in
einem fachlichen Kontext zu üben.
Im Laufe des Wintersemesters 2024/25 werden wir uns
zunächst das Thema durch gemeinsame Lektüre, kleine
Impulsreferate und Diskussionen auf- und erschließen.
Bis Ende Dezember soll dann jeder Teilnehmer ein
eigenes Projekt gefunden haben. Dieses wird schließlich
während der gemeinsamen Exkursionsphase in Rom (2. bis
9. März 2025) vorgestellt und diskutiert. Dabei lassen
wir uns durch ein vielfältiges Begleitprogramm auch zu
sonst nicht zugänglichen Orten dieser "Ewigen Stadt"
inspirieren.
Voraussetzung für das Seminar ist die Bereitschaft,
sich mit der Thematik engagiert auseinanderzusetzen;
geeignet ab dem ersten Studiensemester.