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Unterrichtsbezogene Kompetenzen von Religionslehrpersonen

Projektteam

Prof. Dr. Ulrich Riegel; Eva Wüstner (beide Universität Siegen)

Problemkontext

Spätestens seit den internationalen Schulleistungsstudien wie PISA oder TIMSS stellt der Kompetenz-begriff ein zentrales Konzept erziehungswissenschaftlicher und fachdidaktischer Forschung dar. In diesem Diskurs wird Kompetenz begriffen als kognitive Disposition, die bereichsspezifisch auf charakteristische Anforderungssituationen einer Domäne bezogen ist. Kompetente Lehrpersonen z.B. können somit kreativ und selbstorganisiert in prinzipiell ergebnisoffenen, fachspezifischen Unterrichtssituationen agieren. Unterrichtsbezogene Kompetenzen von Lehrpersonen werden dabei in der Regel in Anlehnung an Lee Shulman als Fachkompetenz, fachdidaktische Kompetenz und pädagogische Kompetenz konzeptualisiert – evtl. ergänzt durch weitere Kompetenzdimensionen.

Stimulierte Shulmans Modell vor allem in der Mathematikdidaktik, den naturwissenschaftlichen Didaktiken und der Fachdidaktik Anglistik vielfache empirische Studien, bleibt die religionsdidaktische Diskussion unterrichtsbezogener Kompetenzen vor allem auf theoretische Erwägungen und die Reflexion unterrichtspraktischer Erfahrungen beschränkt. Einschlägige empirische Studien liegen bislang nur vereinzelt vor (z.B. Hoffmann R. [2008], Religionspädagogische Kompetenz, Hamburg). An dieser Forschungslücke setzt das Siegener Forschungsprojekt „Unterrichtsbezogene Kompetenzen von Religionslehrpersonen“ an. Teilprojekt 1 zielt dabei auf die Entwicklung eines Analyseinstruments, mit welchem sich unterrichtsbezogene Kompetenzen von Religionslehrpersonen auf der Grundlage videografierter Religionsstunden erfassen lassen. Teilprojekt 2 rekonstruiert dagegen das Beziehungsgefüge zwischen Fachkompetenz und fachdidaktischer Kompetenz von Religionslehrpersonen während der Planung, Durchführung und Reflexion einer Unterrichtsreihe zu Jesus Christus.

Teilprojekt 1: Entwicklung eines Instruments zur Erfassung unterrichtsbezogener Kompetenzen von Religionslehrpersonen auf der Grundlage videografierter Religionsstunden

Gegenstand: Teilprojekt 1 schließt an den fachdidaktischen Diskurs der videobasierten Analyse unter-richtsbezogener Kompetenz an. Es will ein Instrument entwickeln, mit welchem derartige Kompetenzen von Religionslehrpersonen auf der Grundlage videografierter Religionsstunden erhoben und  beschrieben werden können. Dazu unterscheidet es – gegenwärtig – konzeptuell zwischen den Dimensionen der theologischen Kompetenz (= Fachkompetenz), der religionsdidaktischen Kompetenz, der allgemein-didaktischen Kompetenz, der pädagogischen Kompetenz und der personalen Kompetenz. Um diese Kompetenzdimensionen

Forschungsfragen: Dazu beantwortet es die folgenden Forschungsfragen:
  1. Welche theoretischen Modelle unterrichtsbezogener Kompetenz können im Diskurs religionspädagogischer Kompetenz unterschieden werden und was charakterisiert die jeweiligen Kompetenzdimensionen?
  2. Wie lässt sich unterrichtsbezogene Kompetenz von Religionslehrpersonen auf der Grundlage des religionspädagogischen Diskurses konzeptualisieren und operationalisieren?
  3. Inwieweit spiegelt das so entwickelte Instrument unterrichtsbezogener Kompetenzen von Religionslehrpersonen die Struktur unterrichtsbezogener Kompetenzen im realen Religionsunterricht wider?
  4. Welche Aussagen zu unterrichtsbezogenen Kompetenzen lassen sich aufgrund der Befunde im Rahmen der Validierung des empirischen Instruments machen?
Methode: Teilprojekt 1 verfolgt zur Entwicklung des beabsichtigten Instruments verschiedene Methoden. Durch Literaturstudium werden vorliegende Modelle religionsdidaktischer Kompetenz erfasst, auf konstitutive Gemeinsamkeiten hin befragt und zu einem die Entwicklung des Instruments leitenden konzeptuellen Modell unterrichtsbezogener Kompetenz von Religionslehrpersonen verdichtet. Dieses Modell hat einen heuristischen Zweck, kann somit sowohl durch weiteres Literaturstudium wie auch durch empirische Befunde ergänzt werden. Die Operationalisierung der einzelnen Dimensionen dieses Modells orientiert sich an den beiden etablierten Analyseverfahren videografierten Unterrichts, nämlich dem niedrig-inferenten Kodieren und dem hoch-inferenten Rating. In der Operationalisierung kann Teilprojekt 1 dabei auf vorliegende Instrumente zurückgreifen (z.B. pädagogische Kompetenz) und deren Tauglichkeit für den Religionsunterricht prüfen. Für andere Kompetenzdimensionen (z.B. theologische, religionsdidaktische und personale Kompetenz) müssen Kodier- und Ratingmanuale erstellt und validiert werden.

Teilprojekt 2: Theologische Kompetenz und religionsdidaktische Kompetenz von Religionslehrpersonen

Gegenstand: Teilprojekt 2 konzentriert sich auf die Untersuchung zweier Facetten religionspädagogischer Kompetenz, nämlich die theologische Kompetenz (= Fachkompetenz) und die religionsdidaktische (= fachdidaktische) Kompetenz. Folgt man Shulman, lassen sich in beiden Kompetenzdimensionen deklarative („propositional knowledge“), prozedurale („case knowledge“) und reflexive („strategic knowledge“) Formen unterrichtsbezogenen Wissens identifizieren. Außerdem legen es Untersuchungen aus anderen fachdidaktischen Domänen nahe, dass eine hohe Fachkompetenz eine hohe fachdidaktische Kompetenz zur Folge hat, beide Kompetenzdomänen somit aufeinander bezogen sind. Teilprojekt 2 will deshalb in einem rekonstruktiven Verfahren die interne Struktur der theologischen Kompetenz und der religionsdidaktischen Kompetenz von Religionslehrpersonen, sowie das Zueinander beider Kompetenzdimensionen aufklären.

Forschungsfragen: Dazu beantwortet es die folgenden Forschungsfragen:
  1. Welche deklarativen, prozeduralen und reflexiven Formen unterrichtsbezogenen Wissens lassen sich in der theologischen und religionsdidaktischen Kompetenz von Religionslehrpersonen beschreiben?
  2. Welche Zusammenhänge lassen sich zwischen den deklarativen, prozeduralen und reflexiven Formen sowohl theologischer als auch religionsdidaktischer Kompetenz feststellen? Lassen sich charakteristische Typen rekonstruieren?
  3. Welche Zusammenhänge lassen sich zwischen theologischer und religionsdidaktischer Kompetenz feststellen? Lassen sich charakteristische Typen rekonstruieren?
Methode: Teilprojekt 2 bezieht sich auf den Kern professionellen Handelns von Religionslehrpersonen, nämlich die Planung, Inszenierung und Reflexion von Religionsunterricht. Konkret begleitet es vier Religionslehrpersonen der Realschule während einer Unterrichtssequenz zum Thema Jesus Christus. Dabei wird die Unterrichtsvorbereitung in einem Experten-Interview vor der Unterrichtssequenz erhoben. Die Inszenierung der Sequenz wird videografiert, die Reflexion anhand der Methode des lauten Denkens auf der Grundlage von video-stimulated recalls erfasst. Die Auswertung der Daten soll durch qualitative Inhaltsanalyse erfolgen.

Publikationen

  • Riegel Ulrich & Leven Eva-Maria(2017), How to Assess the Mediation of Religious Truth Claims in RE via Video Analysis? Methodological Considerations, in: Kuusisto Arniika & Gearon Liam (eds.), Value Learning Trajectories, Münster, 143-156.
  • Riegel Ulrich & Leven Eva-Maria (2016), How Do German RE Teachers Deal with Truth Claims in a Pluralist Classroom Setting?, in: Journal of Religious Education 64/2, 75-86.
  • Wüstner Eva-Maria & Riegel Ulrich (2015), Theologisches und religionsdidaktisches Wissen von Religionslehrpersonen. Rekonstruktion zweier Kompetenzdimensionen anhand qualitativer Interviewdaten, in: Riegel U., u.a. (HG.), Kompetenzmodellierung und -messung in den Fachdidaktiken, Münster, 95-110.
  • Riegel Ulrich (2013a), Videobasierte Kompetenzforschung in den Fachdidaktiken. Einleitung, in: Riegel Ulrich & Macha Klaas (Hg.), Videobasierte Kompetenzforschung in den Fachdidaktiken, Münster: Waxmann, 9-24.
  • Riegel Ulrich (2013b), Religionsdidaktische Kompetenz messen. Auf dem Weg zu einem Ratingmanual zur Erfassung religionsdidaktischer Kompetenz auf der Grundlage videografierter Religionsstunden in: Riegel Ulrich & Macha Klaas (Hg.), Videobasierte Kompetenzforschung in den Fachdidaktiken, Münster: Waxmann, 267-282.
 
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