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Innovationen für die Baubranche

Seit gut einem Jahr gibt es an der Universität Siegen das „Forschungsinstitut für innovative Baustoffe und Bauwerke“ (FiBB). Die WissenschaftlerInnen erforschen neue Materialien und Konstruktionen für die Baubranche.

Unzählige Häuser sind in den vergangenen Jahren zur Wärmedämmung mit Styropor-Platten eingepackt worden. Das Problem: Laut einer EU-Verordnung gelten diese Platten seit dem 1. Oktober als Sondermüll – und müssen extrem aufwendig und teuer entsorgt werden. Eine mögliche Alternative zum Styropor wird aktuell am „Forschungsinstitut für innovative Baustoffe und Bauwerke“ (FiBB) der Uni Siegen erforscht: Schaumbeton ist ein neues Material, das in der Praxis bisher kaum angewendet wird. „Er besteht aus einer Wasser-Zement-Mischung, die mit Luft versetzt wird“, erklärt Dr.-Ing. Peter Wagner, wissenschaftlicher Mitarbeiter des FiBB. „Durch die eingeschlossenen Luftblasen hat Schaumbeton eine gute Dämmwirkung. Gleichzeitig handelt es sich um ein rein mineralisches und damit umweltfreundliches, problemlos zu recycelndes Material.“

Innovative Materialien und Bauweisen entwickeln – darum geht es bei vier großangelegten Forschungsprojekten, die aktuell am FiBB bearbeitet werden. „Experten aus der Bau- und Werkstoffchemie und aus dem Bereich Massivbau arbeiten dabei eng zusammen“, erklärt Institutsleiter Prof. Dr.-Ing. Torsten Leutbecher: „Wir untersuchen hier also nicht nur die Eigenschaften bestimmter Baustoffe. Wir entwickeln gleichzeitig auch Modelle, mit denen sich berechnen lässt, wie sich diese Stoffe in verschiedenen Konstruktionen verhalten.“ Eine solche Bündelung von Kompetenzen in einem Institut sei bundesweit eine Besonderheit, so Leutbecher. Das kommt auch bei der Bauwirtschaft gut an: Sechs Bauunternehmen aus der Region unterstützen das FiBB.

Die Forschungsergebnisse der WissenschaftlerInnen haben für die Industrie einen hohen Nutzwert. „Unsere Forschung ist häufig anwendungsorientiert“, erklärt Leutbecher. „Bei den meisten Projekten arbeiten wir mit Partnern aus der Bauwirtschaft zusammen.“ Ein Vorhaben beschäftigt sich zum Beispiel mit so genanntem „ultrahochfestem Beton“, einem extrem belastbaren, dichten und dauerhaften Material. Zusammen mit einem Unternehmen entwickeln die ForscherInnen am FiBB neue Rezepturen und Verarbeitungstechniken für diese besondere Art von Beton. „Wir prüfen, wie sich damit etwa marode Stahlbetondecken verstärken lassen“, sagt Peter Wagner. „Eine Möglichkeit ist, den Beton unter die Decke zu spritzen. Das ist mit ultrahochfestem Beton aber nicht so einfach – dafür braucht es spezielle Verfahren.“

Neben langfristigen Forschungsprojekten übernimmt das Institut auch Aufträge aus der Industrie – zum Beispiel analysieren die WissenschaftlerInnen Bauschäden. Auch dabei sei häufig Expertise aus unterschiedlichen Bereichen gefragt, erklärt Wagner: „Zeigen sich an einer Autobahnbrücke Schäden, kann das verschiedene Ursachen haben: Möglicherweise ist die Konstruktion fehlerhaft oder überlastet. Vielleicht wurde das Betongefüge aber auch durch äußere Einflüsse wie sauren Regen oder Streusalz angegriffen und ist deshalb nicht mehr stabil. Oder es wurden falsche Baustoffe für den Beton verwendet, die nun ungünstig chemisch reagieren.“ Am FiBB werden solche Schäden ganzheitlich beurteilt: ExpertInnen für Baukonstruktionen und Baustofftechnologie arbeiten Hand in Hand um das Problem in seiner Komplexität zu erfassen. Der Vorteil: Die Wege sind kurz, Ergebnisse liegen schnell vor.

Für die regionale Bauwirtschaft ist das FiBB aber nicht nur aufgrund solcher Dienstleistungen oder konkreter Forschungsergebnisse von Bedeutung. Die Unternehmen brauchten dringend qualifizierten Nachwuchs, sagt Annette Hering, geschäftsführende Gesellschafterin der Firma Heringbau und Mitbegründerin der „Initiative Bauwirtschaft Südwestfalen“: „Gute Köpfe bekommen wir nur, wenn wir unsere Branche hier in der Region attraktiv machen. Dazu brauchen wir eine Forschungsplattform wie das FiBB.“ Das Forschungsinstitut trägt entscheidend dazu bei, das Bauingenieurwesen an der Universität Siegen zukunftssicher zu machen, meint auch Institutsleiter Leutbecher. Der Auftrag gehe aber über die Region hinaus: „Wir erforschen, womit und wie in Zukunft gebaut wird – und welche Entwicklungen nötig sind, damit der Innovationsstandort Deutschland auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleibt.“

Zum Hintergrund:

Das „Forschungsinstitut für innovative Baustoffe und Bauwerke“ ist an der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät der Uni Siegen angesiedelt. Beteiligt sind aktuell der Lehrstuhl für Massivbau (Leitung: Prof. Dr. Torsten Leutbecher, Department Bauingenieurwesen) und das Institut für Bau- und Werkstoffchemie (Leitung: Prof. Dr. Reinhard Trettin, Department Chemie-Biologie). Bei den fördernden Bauunternehmen handelt es sich um die Bauunternehmung GÜNTHER GmbH & Co. KG, die Benno Drössler GmbH & Co. Bauunternehmung KG, die Hering Unternehmensgruppe, die OTTO QUAST GmbH & Co. KG, die Runkel Fertigteilbau GmbH und die W. Hundhausen Bauunternehmung GmbH.

Kontakt:
Prof. Dr.-Ing. Torsten Leutbecher (Ansprechpartner für Bemessung und Konstruktion), Tel: 0271/740-2592, E-Mail: leutbecher@fibb.uni-siegen.de
Dr.-Ing. Peter Wagner (Ansprechpartner für baustofftechnologische und bauchemische Fragen), Tel: 0271/740 2418, E-Mail: wagner@fibb.uni-siegen.de

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Das Team des FiBB (v.l.n.r.): Jan Rebling, Philipp Riedel, Dirk Fröhlich, Gilles Muller, Kevin Metje, Matthias Schauerte, Prof. Dr.-Ing. Torsten Leutbecher, Katrin Schumacher, Dr.-Ing. Peter Wagner, Prof. Dr. rer. nat. Reinhard Trettin.

 
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