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Sozialen Problemen auf der Spur

NachwuchswissenschaftlerInnen der Uni Siegen untersuchen im Projekt MEPYSO, welche Erklärungen es für Armut, Arbeitslosigkeit und frühkindliche Entwicklung gibt.

 „Wenn jemand arbeitslos ist, kann man das damit begründen, dass er in einer Region lebt, in der es wenige Jobs gibt. Man kann es aber auch zum Beispiel damit erklären, dass jemand wegen einer psychischen Krankheit nicht arbeitsfähig ist“, erläutert Dr. Nadine Reibling von der Uni Siegen. Die Soziologin leitet die Nachwuchsgruppe MEPYSO, die in den nächsten drei Jahren herausfinden soll, ob in Öffentlichkeit und Politik medizinische und psychologische Erklärungen für soziale Probleme zugenommen haben. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert.

„Wir werden vor allem die letzten zehn bis 20 Jahre untersuchen und uns ansehen, wie gesellschaftliche Gruppen Armut, Arbeitslosigkeit und Probleme bei der kindlichen Entwicklung begründen“, so Reibling. Dazu wird sich die Projektgruppe, die aus drei Doktoranden besteht, mit Berichten aus Zeitungen und Fernsehen beschäftigen, aber auch mit Twitter-Meldungen. Zusätzlich werden politische Inhalte wie die Hartz-IV-Reform oder die „Bundesinitiative Frühe Hilfen“ in den Fokus genommen, Debatten und Gesetzestexte geprüft. Mit einer Umfrage sollen außerdem eigene Daten erhoben werden. „Wir werden Fallbeispiele konstruieren, zum Beispiel über Arbeitslose, mit verschiedenen Erklärungen für deren Arbeitslosigkeit. Damit wollen wir herausfinden, wie diese konstruierten Personen wahrgenommen werden und wie die Befragten sie finanziell unterstützen würden“, erklärt Reibling. So könne es zum Beispiel sein, dass die Befragten eine Unterstützung von Armen und Arbeitslosen eher befürworten, wenn diese krank sind.

Die Nachwuchsgruppe vermutet, dass soziale Probleme immer häufiger mit individuellen medizinischen oder psychischen Ursachen erklärt werden. Die Wissenschaftler wollen das nicht nur nachweisen, sondern auch herausstellen, welche Vor- und Nachteile sich daraus ergeben. „Wer krank ist, fühlt sich vielleicht weniger verantwortlich für seine Lage. Das kann entlastend sein. Andererseits könnte sich so auch die Gesellschaft aus der Verantwortung ziehen“, führt Reibling aus. Sie bezieht sich auf die Anwendung dieses Forschungsansatzes in der Debatte um ADHS: „Auch da ist ja seit Jahren die Frage: Wann hilft den Kindern die Diagnose und wann fehlt gesellschaftliche Akzeptanz für schwierige Phasen, die bei der Entwicklung von Kindern dazugehören?“

In den USA, in Großbritannien und in Schweden gibt es bereits erste Forschungen zu diesem Thema, in Deutschland dagegen noch kaum. „Das ist ein sehr innovatives Forschungsfeld“, so Reibling. Die Projektgruppe ist eine von vier Nachwuchsgruppen, die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert werden. Zusätzlich zu den Forschern vor Ort wird es eine Begleitgruppe mit sieben wissenschaftlichen Experten aus unterschiedlichen Disziplinen geben. Sie werden zwei Mal im Jahr an die Uni Siegen kommen, um Forschungsergebnisse zu besprechen. Ende August geht es für die Siegener Wissenschaftler aber erst mal nach Berlin, um ihr Projekt unter anderem der Bundesministerin für Arbeit und Soziales Andrea Nahles vorzustellen.

 
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