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Das bist du!

Die Ausstellung "Frühe Kindheit digital" zeigt, wie Kinder mit Smartphones umgehen – und bietet Eltern die Chance, selbst zu beobachten.

Smartphones und Tablets gehören längst zum Familienalltag und spielen in den Lern- und Sozialisationsprozessen von Kindern zunehmend eine Rolle. In einer Langzeitstudie untersucht das Forschungsprojekt „Frühe Kindheit und Smartphone“ des Sonderforschungsbereichs „Medien der Kooperation“ der Universität Siegen, wie Kinder mit dem Smartphone aufwachsen, mit den Geräten umgehen und welche Veränderungen sich daraus für das Familienleben ergeben. Seit zwei Jahren begleiten Siegener ForscherInnen dazu 14 Familien mit Kindern im Alter von null bis sechs Jahren in ihrem (Medien)Alltag. Die Ergebnisse sind vom 27. September 2018 bis zum 6. Januar 2019 im Siegerlandmuseum im Oberen Schloss im Rahmen der Ausstellung „Das bist du! Frühe Kindheit digital“ zu sehen.

Die Ausstellung bietet eine Videoinstallation auf drei Leinwänden, eine auf zwei Monitoren sowie eine interaktive Installation an Tablets. Die ForscherInnen verfolgen den Ansatz der Kamera-Ethnographie, beobachten den Alltag also mit filmischen Mitteln und gehen von der Annahme aus, dass das, was es zu entdecken gibt, eventuell noch gar nicht sichtbar ist. Erst im Prozess der Video-Materialbearbeitung und des Schnitts erfolgen Wahrnehmung und Analyse und alles wird sichtbar. „Wir danken den Familien für die Möglichkeit, sie mit der Kamera in ihre Privatsphäre begleiten zu können“, sagt Projekt-Mitarbeiterin Dr. Bina Mohn. So sieht man beispielsweise einen Vater, der mit seiner Tochter auf der Couch sitzt und gemeinsam mit ihr ein Video auf dem Smartphone schaut. Das Video hat der Vater bei einem Ausflug aufgenommen. Es zeigt das Kind, wie es eine Treppe hinaufsteigt, rundherum sind Pflanzen und Bäume. „Das Smartphone ermöglicht es hier, dass das Kind eine Situation noch einmal nacherleben und sich in diesem Zuge daran erinnern kann“, erklärt Projektleiterin Prof. Dr. Jutta Wiesemann.

Der besondere Charme der Ausstellung liegt in den drei Leinwänden der Installation „Face to Face – Face to Screen“, auf denen die Video-Sequenzen unterschiedlichster Szenen aus dem Familien-Alltag zu sehen sind. Während auf einer Leinwand die Szene von Vater und Tochter auf der Couch zu sehen ist, läuft auf der Leinwand daneben eben jenes Video, das sich die beiden gerade ansehen. Die Videoinstallationen der Ausstellung sind im Rahmen der Kamera-Ethnographie entstanden, die Mohn mit ihren Kolleginnen Pip Hare und Astrid Vogelpohl in diesem Projekt durchführt. „Wir tragen unsere Kamerabeobachtungen zusammen, schneiden und sortieren das Gefilmte, und stellen die Filmfragmente gezielt nebeneinander Das Publikum wird so zum Mitforscher – es kann selbst die Szenen vergleichen“, sagt Bina Mohn.

Der Ausstellungsbesuch wird so zu einem Blicklabor, in dem die Körperlichkeit und Materialität von Medienpraktiken in der frühen Kindheit beobachtet werden kann. In einem Skype-Gespräch mit der Oma kommunizieren Kinder nicht nur über das Smartphone, sondern zeigen im Gespräch auch auf ihre Zähne oder die Nase. Eine weitere Installation der Ausstellung mit dem Titel „All diese Dinge“ besteht aus zwei unterschiedlich langen Filmen auf zwei Monitoren, auf denen jeweils ein Kind zu sehen ist: Das eine vertieft auf den Bildschirm des Smartphones, das andere zusammen mit einer Gruppe Erwachsenerer, ohne Smartphone und vertieft in alle möglichen Dinge. Auf den Bildschirmen lässt sich so parallel das Verhalten der Kinder beobachten. Beide erkunden die Welt, das eine über ein Spiel auf dem Smartphone, das andere in der unmittelbaren Umgebung.

Durch die intensiven Beobachtungen des Alltags in den Familien entstehen zahlreiche Fragen für die ForscherInnen, die jede Familie betreffen. Wie sind schon kleine Kinder in den Mediengebrauch ihrer Familien eingebunden? Wie beendet man Situationen der Smartphone-Nutzung oder lässt das Gerät verschwinden? Wie lange sollte Smartphone überhaupt benutzt werden? Wie fassen Kinder die Geräte an, wie gehen sie damit um? Wie lernen sie sich selbst zu sehen oder Familienmitglieder an- und abwesend zu machen? „Das Smartphone ist heute deutlich stärker in den Alltag integriert, als noch vor zwei oder drei Jahren. Studien, die eine feste Nutzungsdauer vorsehen, bewerte ich daher als schwierig“, sagt Prof. Wiesemann.

DFG-Sonderforschungsbereich (SFB) „Medien der Kooperation“
Teilprojekt B05: Frühe Kindheit und Smartphone
Projektleitung: Prof. Dr. Jutta Wiesemann

Ausstellungsleitung: Dr. Bina Mohn und Prof. Dr. Jutta Wiesemann
Installationen und interaktives Archiv: Bina Mohn, Pip Hare und Astrid Vogelpohl

 
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