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Studie: Hohes Maß an rechtsextremen Einstellungen bei AfD-Wählern

Eine Studie der Universität Leipzig unter Beteiligung des Siegener Forschers Dr. Johannes Kiess belegt ein hohes Maß an rechtsextremen und antisemitischen Einstellungen unter AfD-Wählern.

Rechtsextremismus, Gewaltbereitschaft, Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit und Verschwörungsmentalität: WählerInnen der AfD zeigen in allen Bereichen antidemokratischer Einstellungen deutlich höhere Zustimmungswerte als die AnhängerInnen anderer Parteien. Das geht aus einer am 25. Februar 2020 veröffentlichten, repräsentativen  Studie des Kompetenzzentrums für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung  der Universität Leipzig hervor. An der Studie war auch der Siegener Forscher Dr. Johannes Kiess vom Seminar für Sozialwissenschaften beteiligt.

Im Rahmen der Leipziger Autoritarismus-Studien befragten die ForscherInnen von Mai bis Juli 2018 insgesamt 2.344 Personen im Alter zwischen 18 und 91 Jahren zu ihren politischen Einstellungen. Sie fanden unter anderem heraus, dass bei WählerInnen der AfD ein höherer tradierter Antisemitismus zu finden ist. Zudem seien in keiner anderen Wählergruppe rechtsextreme Einstellungen und Muslimfeindschaft weiter verbreitet als unter den WählerInnen dieser Partei, sagt der Leiter der Studie, PD Dr. Oliver Decker, von der Universität Leipzig.  

Aus den Ergebnissen lasse sich ableiten, dass ein Großteil der AnhängerInnen die AfD nicht trotz, sondern wegen ihrer antidemokratischen Positionen wähle, ergänzt die an der Studie beteiligte Wissenschaftlerin Julia Schuler. Jene BundesbürgerInnen, die zwar schon lange extrem rechte Einstellungen teilten -  sei es Chauvinismus, Befürwortung einer Diktatur, Antisemitismus oder Ausländerfeindlichkeit - aber bis 2014 SPD oder CDU wählten, stimmten jetzt für eine Partei, die eine Programmatik entsprechend ihrer Einstellung umsetzt. Sie hätten in der AfD eine politische Heimat gefunden, so Decker. "Vor dem Hintergrund der Ereignisse der letzten Monate ist diese klare Positionierung gegen den demokratischen Zusammenhalt mit Sorge zu betrachten", betont der Rechtsextremismusforscher. Die Ermordung des hessischen Politikers Walter Lübcke, das Attentat auf die Synagoge in Halle und die anschließenden Morde, wie auch der jüngste rassistische Terroranschlag in Hanau mit zehn Ermordeten seien durch dieselbe rechtsextreme Ideologie der Ungleichwertigkeit motiviert gewesen.

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Konkret fanden die ForscherInnen heraus, dass AfD-AnhängerInnen nicht nur mehrheitlich chauvinistischen und ausländerfeindlichen Aussagen zustimmten, sondern viele von ihnen auch eine rechtsautoritäre Diktatur bevorzugten und Demokratie ablehnten. Die WissenschaftlerInnen bescheinigten ihnen zudem ein hohes Maß an Antisemitismus, Sozialdarwinismus sowie einen "ausgeprägten Hang zur Verharmlosung des Nationalsozialismus". 80,6 Prozent der AfD-WählerInnen hätten angegeben, sich durch "die vielen Muslime" fremd im eigenen Land zu fühlen. Mehr als 70 Prozent finden, Muslimen sollte die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden. Ein Großteil stellte triftige Asylgründe wie Verfolgung im Heimatland infrage. Zudem war der Umfrage zufolge jede/r fünfte AfD-AnhängerIn bereit zur Anwendung körperlicher Gewalt, um eigene Interessen durchzusetzen. Mehr als die Hälfte der AfD-WählerInnen findet Ressentiments gegen Juden mindestens teilweise verständlich. "Bei keiner anderen Partei nutzen die Anhänger so offen die Möglichkeit, ihren Antisemitismus zu äußern", erläutert der an der Auswertung beteiligte Soziologe Dr. Johannes Kiess von der Universität Siegen. Über ein Drittel der AfD-WählerInnen befürchteten, dass hinter politischen und sozialen Ereignissen in der Welt geheime Organisationen mit großem Einfluss stecken. Die ForscherInnen stellten fest, dass "erschreckend viele Wähler der AfD diese Verschwörungsmentalität und antidemokratische Einstellungen teilen". 

"Dass diese Motive in einigen Teilen der Bevölkerung geteilt werden, diese eine parlamentarische Repräsentanz haben und damit auch als legitim erfahren werden, macht das Risiko weiterer rassistischer Terroranschläge groß", warnt Decker. Er und seine KollegInnen sehen die VertreterInnen der AfD in der Verantwortung, sich sowohl inhaltlich, als auch in der Rhetorik für den demokratischen Zusammenhalt in einer pluralen und liberalen Demokratie einzusetzen.

 
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