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Wenn die Virtuelle Realität spürbar wird und Ängste nimmt

Mit Hilfe von Virtueller Realität und einem besonderen Haptik-Anzug arbeiten Forschende der Universität Siegen an neuen Therapieformen im Bereich von Angststörungen und Suchterkrankungen. Die Virtuelle Realität wird dabei spürbar.

Ein virtuelles Wohnzimmer, es ist eine Couch und ein Tisch erkennbar. Der Patient streckt seinen linken Arm aus. Plötzlich sieht er, dass sich etwas langsam auf seinem Arm bewegt. Aus dem Augenwinkel erkennt er eine Spinne. Nach einem kurzen Schockmoment fängt er sich schnell, alles nur optische Illusion. Doch dann spürt er ein Kribbeln auf seinem linken Arm: Die Spinne hat sich in Bewegung gesetzt.

Was im ersten Moment nach Science-Fiction klingt, kann schon bald ein Weg sein, die Effizienz von Psychotherapie und deren langfristigen Nutzen zu steigern. Im August 2020 hat an der Universität Siegen die Professur Medizinische Informatik und Mikrosystementwurf (Prof. Dr. Rainer Brück) ihre Forschungen im Bereich Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) mit Gründung der Arbeitsgruppe „Medic@l XR Siegen“ gebündelt. Unter der Leitung von Dr. Armin Grünewald entwickelt das Team um Tanja Eiler, Christian Gießer und Vanessa Schmücker innovative Lösungen im Bereich Psychotherapie, Training von medizinischem Personal und PatientInnen sowie für den Einsatz von Augmented Reality im medizinischen Alltag. Im Bereich Psychotherapie besteht bereits seit einigen Jahren eine enge Kooperation mit dem Lehrstuhl für Klinische Psychologie um Prof. Dr. Tim Klucken. Dadurch hat die Arbeitsgruppe nun Zugang zu zwei Teslasuits erhalten. Diese Haptik-Anzüge sind dazu in der Lage, unter Verwendung zahlreicher Sensoren und Aktoren virtuelle Objekte und Welten (Wind, Regen, Berührungen) spürbar zu machen.

Die an der Forschungskooperation beteiligten Nachwuchswissenschaftlerinnen und Psychotherapeutinnen Dr. Alla Machulska und Dr. Kati Roesmann, welche die Fördermittel der Fakultät II der Uni Siegen für die Teslasuits eingeworben haben, erhoffen sich vielfältige neue Möglichkeiten: „Durch den Teslasuit können störungsrelevante Situationen, zum Beispiel Enge bei Klaustrophobie, simuliert werden. Patienten können unter therapeutischer Anleitung lernen, spezifische Befürchtungen zu überprüfen und Situationen nicht länger zu meiden“, erklärt Dr. Kati Roesmann.

Neben Angststörungen werden auch Substanzgebrauchsstörungen wie Nikotinsucht untersucht. „Wir glauben, dass die Effektivität bestehender Interventionen oder Vermeidungstrainings weiter gesteigert werden kann, wenn Probanden währenddessen zusätzlich ein taktiles Feedback bekommen, zum Beispiel sucht-assoziierte Objekte wirklich spüren können, was durch den Teslasuit möglich gemacht wird. Das könnte einen vielversprechenden neuen Zugang bieten, bestehende Verfahren zu verbessern“, sagt Dr. Alla Machulska. Ein Beispiel ist das Gefühl einer Zigarette zwischen den Fingern, das durch Vibration oder Widerstand simuliert wird.

Das Potenzial dieser neuen Technologien soll in zukünftigen Projekten empirisch überprüft werden, damit sie schon bald dazu beitragen können, psychische Leiden zu lindern. Und plötzlich ist eine Spinne gar nicht mehr so schlimm.

 
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