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Wieder fit mit digitaler Unterstützung

Wie können Therapieerfolge aus der Reha mit Hilfe moderner Technologien langfristig gesichert werden? Das erforschen WissenschaftlerInnen der Lebenswissenschaftlichen Fakultät (LWF) der Uni Siegen seit Beginn des Jahres in zwei Forschungsprojekten zur „Tele-Rehabilitation“.

Ob nach einem Herzinfarkt, einem Schlaganfall oder einem schweren Unfall – häufig benötigen Betroffene eine medizinische Reha, um wieder fit zu werden und ins soziale und berufliche Leben zurückkehren zu können. Eine besondere Herausforderung: Die in der Klinik erlernten physischen und psychischen Übungen anschließend in den eigenen Alltag zu integrieren. Denn nur so lässt sich der Therapieerfolg auch langfristig sichern. Unterstützen können dabei digitale Nachsorge-Angebote, bei denen PatientInnen und TherapeutInnen über Smartphones, Tablets oder in der virtuellen Realität miteinander verbunden sind. WissenschaftlerInnen der Lebenswissenschaftlichen Fakultät (LWF) der Universität Siegen untersuchen seit Beginn des Jahres in zwei Forschungsprojekten, unter welchen Bedingungen Angebote der Tele-Rehabilitation gelingen können.

„Die Corona-Pandemie hat Reha-Einrichtungen und PatientInnen vor besondere Schwierigkeiten gestellt. Ambulante Termine waren zeitweise nicht möglich, gleichzeitig sollte natürlich eine kontinuierliche Versorgung gesichert werden – auch im Anschluss an eine stationäre Reha. Die Tele-Rehabilitation ist vor diesem Hintergrund eine interessante Alternative“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Christoph Dockweiler, der an der Uni Siegen die Professur für „Digital Public Health“ innehat. Bei der Tele-Reha und Tele-Reha-Nachsorge wird den PatientInnen ein individuelles, digitales Programm zusammengestellt. Konkrete Übungen, beispielsweise zur Stressreduktion oder zur besseren Beweglichkeit, werden durch Videos oder virtuelle Avatare angeleitet und können selbstständig durchgeführt werden. Mithilfe von künstlicher Intelligenz lässt sich die korrekte Umsetzung prüfen. Bei Bedarf kann sich auch eine Therapeutin oder ein Therapeut zuschalten – etwa im Rahmen einer Videosprechstunde.

„Erste Studien zeigen, dass Tele-Rehabilitation ähnlich wirksam sein kann, wie Angebote vor Ort. Allerdings hängt der Erfolg stark davon ab, dass die Technik von den Nutzerinnen und Nutzern auch akzeptiert wird“, erklärt Prof. Dockweiler. „Unsere Forschungsprojekte zielen deshalb besonders darauf ab, die NutzerInnenorientierung im Bereich der Tele-Reha zu stärken.“ In dem im Januar an der LWF gestarteten Projekt führen die Siegener WissenschaftlerInnen gemeinsam mit KollegInnen der Uni Bielefeld zunächst eine bundesweite Bestandsaufnahme durch: Welche digital unterstützten Angebote gibt es in der Rehabilitation bereits? Und wie müssen sich die Reha-Einrichtungen intern aufstellen, um Tele-Reha anbieten zu können – welche Ressourcen müssen hierfür zu Verfügung gestellt werden, inwiefern verändern sich Arbeitsprozesse?

In einem zweiten Schritt geht es dann um die persönliche Perspektive der RehabilitandInnen: In qualitativen Einzelinterviews fragen die WissenschaftlerInnen, unter welchen Voraussetzungen die Menschen Angebote zur Tele-Rehabilitation akzeptieren. „Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle. Zum einen natürlich, welche Erfahrungen die Menschen bereits gemacht haben und wie sicher sie sich im Umgang mit digitaler Technik fühlen. Aber zum Beispiel auch, wie die eigene Familie oder Bekannte zu dem Thema stehen. Hinzu kommen praktische Fragen, etwa zum Datenschutz“, erläutert Prof. Dockweiler. Im Rahmen einer „Zukunftswerkstatt“ möchten er und sein Team anschließend VertreterInnen verschiedener therapeutischer Berufe und RehabilitandInnen zusammenbringen, um die Ergebnisse gemeinsam zu diskutieren. Am Ende des Projektes soll den Einrichtungen ein konkreter Leitfaden zur Verfügung stehen, der aufzeigt, wie Tele-Reha-Angebote im Versorgungsalltag umgesetzt werden können und wie die Akzeptanz solcher Programme gesteigert werden kann.

Das zweite Forschungsprojekt „TelReKo“, das im Februar gestartet ist, schließt sich unmittelbar an das erste Projekt an: Im Mittelpunkt stehen dabei die digitalen Kompetenzen der RehabilitandInnen und TherapeutInnen von Tele-Reha-Nachsorge- Angeboten. „Auch hier arbeiten wir wieder eng mit den Menschen zusammen, um herauszufinden, welche digitalen Fähigkeiten sie bereits mitbringen, welche Probleme sie im Umgang mit den Programmen haben – und wie wir durch gezielten Kompetenzaufbau gegensteuern können“, erklärt Prof. Dockweiler. Gleichzeitig möchte das Team bereits vorhandene Schulungsangebote erfassen, um diese mit den ermittelten Bedarfen abzugleichen. Auf dieser Grundlage sollen Handlungsempfehlungen zu einer praxisnahen Gestaltung von Schulungsangeboten formuliert werden: Was fehlt noch, um RehabilitandInnen und TherapeutInnen für die Tele-Rehabilitation fit zu machen?

Hintergrund:
Das Forschungsprojekt „Akzeptanz und zukünftige Ausgestaltung medizinischer Rehabilitation und Reha-Nachsorge unter Berücksichtigung von digital unterstützten Angeboten" ist Anfang 2022 an der LWF gestartet und wird von der Deutschen Rentenversicherung für 30 Monate mit insgesamt rund 270.000 Euro gefördert. WissenschaftlerInnen der Universität Siegen arbeiten dabei mit KollegInnen der Universität Bielefeld zusammen.
Das Forschungsprojekt „TelReKo“ ist im Februar 2022 an der LWF gestartet und hat eine Laufzeit von 24 Monaten. Es wird von der Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften NRW und den Deutschen Rentenversicherungen Westfalen und Rheinland mit rund 180.000 Euro gefördert.

Kontakt:
Prof. Dr. Christoph Dockweiler (Projektleiter)
Professur „Digital Public Health“ an der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Uni Siegen
E-Mail: christoph.dockweiler@uni-siegen.de

Dockweiler_web

Erforschen gemeinsam, unter welchen Bedingungen Tele-Rehabilitation erfolgreich ist (v.l.n.r.): Stephan Krayter, Prof. Dr. Christoph Dockweiler, Lea Stark und Susanne Stampa (nicht im Bild).

 
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