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Vom Nischenphänomen zum Zukunftsmodell

Ein Forschungsteam der Universität Siegen und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung untersucht in vier Modellregionen in Sachsen, Niedersachsen und NRW, wie die Solidarische Landwirtschaft in strukturschwachen Gegenden gefördert werden kann.

Mehrere private Haushalte tragen gemeinsam die Kosten für einen landwirtschaftlichen Betrieb – und erhalten im Gegenzug dessen Ernteertrag. Das ist die Idee der „Solidarischen Landwirtschaft“ (Solawi). In Deutschland ist die Zahl der Höfe, die nach diesem Prinzip wirtschaften, in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen: von zehn auf mehr als 400 Betriebe. Insgesamt ist die Solidarische Landwirtschaft jedoch nach wie vor ein Nischenphänomen, umfassende Strukturen zur Förderung dieser Wirtschaftsform fehlen bislang. Wissenschaftler*innen der Forschungsstelle „Plurale Ökonomik“ an der Uni Siegen möchten das ändern: Mit mehreren Projektpartnern erforschen und entwickeln sie in verschiedenen Modellregionen sogenannte „Innovationsökosysteme“ zur gezielten Unterstützung der Solidarischen Landwirtschaft. Neben dem Bergischen Land in NRW zählen dazu Südniedersachsen sowie eine Region in Sachsen. Das Projekt „nascent SolaRegio“ ist im November gestartet und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 1,2 Millionen Euro gefördert.

„Die Solidarische Landwirtschaft bietet allen Beteiligten Vorteile: Verbraucher*innen erhalten hochwertige, regionale Lebensmittel und übernehmen Verantwortung für die Produktion. Die Erzeuger*innen werden durch die garantierte Abnahme und Vorfinanzierung ihrer Ernte unabhängig von den Zwängen des Weltmarktes“, erklärt Projektleiter apl. Prof. Dr. Niko Paech. „Gerade in Krisenzeiten bietet das Konzept ein hohes Maß an Verlässlichkeit und sozialem Zusammenhalt.“ Bei Solawi-Betrieben zahlt die Gruppe der Verbraucher*innen verbindlich für ein Jahr einen festgesetzten, meist monatlichen Betrag an den Betrieb. Die Summe wird gemeinsam auf der Grundlage der geschätzten Jahreskosten der landwirtschaftlichen Erzeugung festgelegt. Dabei existieren auch solidarische Beitragsverfahren, bei denen Menschen mit geringerem Einkommen weniger zahlen, andere dafür mehr.

Neben den unmittelbar Beteiligten profitieren aus Sicht der Wissenschaftler*innen auch strukturschwache Region von dem Modell: „Solawi ist eine Möglichkeit, kleinbäuerliche Betriebe zu erhalten. Damit können Arbeitsplätze gesichert und durch die meist arbeitsintensivere Bewirtschaftung zusätzlich geschaffen werden. Gleichzeitig stärken Solawis auf vielfältige Weise das soziale und kulturelle Leben vor Ort“, sagt Projektmitarbeiter Marius Rommel. Das wachsende Interesse an Solawi, insbesondere bei Junglandwirten und Gärtnern bestätigt die Attraktivität dieses Ansatzes. Dies hat auch die Politik erkannt: Die Solidarische Landwirtschaft wird im Bericht der von der Bundesregierung beauftragten Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) von 2021 als Erfolgsmodell genannt. Allerdings: „Da sich das Konzept aus der Zivilgesellschaft heraus entwickelt hat, berücksichtigen die zuständigen Behörden es bis dato nicht ausreichend. Die Kompetenz, Solawi vor Ort zu fördern, ist vielfach noch nicht vorhanden“, erklärt Rommel.

Hier möchten die Ökonomen zusammen mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, dem Netzwerk Solidarische Landwirtschaft sowie vor Ort zuständigen Landwirtschaftskammern bzw. -behörden ansetzen: „Durch das Zusammenbringen relevanter Akteure erhoffen wir uns hemmende und begünstigende Faktoren der Verbreitung Solidarischer Landwirtschaft identifizieren zu können. In besonderer Weise interessiert uns, was sich verändern muss, damit bestehende Betriebe auf Solawi umstellen können“ bekundet Paech. Unter anderem durch Interviews und Workshops will das Forschungsteam herausfinden, welche Umstellungs-Probleme aus Sicht herkömmlich wirtschaftender Betriebe existieren und wie diese gelöst werden können.  Auf dieser Grundlage sollen konkrete Praxisleitfäden für Berater*innen entstehen, um Betriebe bei der Umstellung zu begleiten.

„Unser Ziel ist es, das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft weiter zu verbreiten und damit zu einer Revitalisierung strukturschwacher Regionen sowie zur Transformation des Ernährungssystems beizutragen“, fasst Rommel zusammen. Er sieht in den Projekt-Regionen ein enormes Potenzial: „Ich bin überzeugt, dass insbesondere durch Betriebs-Umstellungen einige tausend zusätzliche Solawis geschaffen werden könnten.“

Kontakt:
Marius Rommel (Wissenschaftlicher Mitarbeiter)
E-Mail: Marius.Rommel@uni-siegen.de
Solawi_web

Fotos: Tobias Hartkemeyer, CSA-Hof Pente

 
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