Gemeinsames Audit für mehr Qualität
Der Auftakt ist gemacht. Die Universität Siegen traf sich mit ihren internationalen Partnern und gab damit den Startschuss für das „European Quality Audit (EQA)“.
Am 11. und 12. Januar 2018 berieten die Projektpartner über die Weiterentwicklung der Qualitätssicherung an Universitäten. Neben den direkt am EQA beteiligten Universitäten aus Riga (Lettland), Graz (Österreich) und Luzern (Schweiz) begleiten das Projekt die European University Association (EUA), der Deutsche Akkreditierungsrat, sowie die Schweizer Agentur für Qualitätssicherung (AAQ). Organisiert wurde das Treffen vom Qualitätszentrum Siegen (QZS), welches dieses Kooperationsprojekt operativ betreut.
Zum Hintergrund: Im Rahmen der sogenannten „Experimentierklausel“ hat der Akkreditierungsrat die deutschen Hochschulen aufgefordert, die Instrumente der Qualitätssicherung im Bereich Studium und Lehre weiterzuentwickeln und neue Formen der externen Begutachtung zu entwickeln. Die Universität Siegen hat den Zuschlag zur Durchführung des „Experiments“ bekommen und gemeinsam mit den Universitäten Lettland, Graz und Luzern einen internationalen Hochschulverbund gegründet.
Der Verbund fungiert als Reflexions-, Beratungs- und Lernnetzwerk. Hier sollen sich die Partner aber nicht nur austauschen, sondern auch neue Qualitätsstandards formulieren, Instrumente und innovative Ansätze entwickeln und wechselseitig erproben, um die Qualität in allen Bereichen der Universitäten zu verbessern. Damit unterstützt der Verbund die Universität Siegen auf ihrem Weg zur Zertifizierung ihres internen Qualitätsmanagementsystems. Und die Universität geht einen Schritt weiter, als in der Experimentierklausel gefordert. „Uns ist der ganzheitliche Ansatz besonders wichtig“, erklärt Projektleiter Professor Dr. Thomas Mannel, Prorektor für strategische Hochschulentwicklung. Das bedeutet, dass nicht nur die Qualität in Studium und Lehre weiterentwickelt werden wird, sondern auch in den Bereichen Forschung, Governance und Management, Diversity, Internationalisierung, Service und Verwaltung sowie die „Third Mission“. „Wir möchten das Qualitätsmanagement über die Systemakkreditierung hinausdenken – und zwar aus europäischer Perspektive.“
Wie bereichernd diese neue Perspektive sein kann, zeigt sich besonders in den Unterschieden. Die Systeme zur Qualitätssicherung in den Ländern sind genauso verschieden wie die jeweiligen Startvoraussetzungen. Die Universität Lettland in Riga zum Beispiel ist verpflichtet, eine staatliche Akkreditierungsagentur zu beauftragen. In Österreich wiederum sind die staatlichen Vorgaben für die Universitäten so weit gefasst, dass die Universitäten die Qualität in allen Bereichen selbst sicherstellen. In der Schweiz sieht das ähnlich aus; die Universität Luzern hat schon heute eine sehr große Autonomie beim Akkreditierungsprozess. „Wir haben bereits umgesetzt, was beim European Quality Audit gewünscht wird“, erklärt Dr. Wolfgang Schatz, Generalsekretär der Universität Luzern. Dennoch sei das Potential von einander zu lernen groß. Andreas Raggautz, Leiter des Leistungs- und Qualitätsmanagements der Universität Graz, ergänzte: „Das European Quality Audit ist ein langer Prozess, der viele Jahre dauert.“ Änderungen am Akkreditierungsprozess ließen sich nicht von heute auf morgen umsetzen.
Das EQA läuft zunächst über drei Jahre. Für den September 2018 ist das nächste Treffen des Verbundes geplant. Ging es beim Auftakt noch primär um gemeinsame Entwicklungs- und Zielperspektiven sowie Strukturen und die Organisation des Projekts, werden im kommenden Treffen andere Inhalte im Fokus stehen: Beim nächsten Treffen in Riga soll sich gemeinsam über die Qualitätssicherung und -entwicklung in Studium und Lehre sowie Internationalisierung und Diversity ausgetauscht und entsprechende Standards für das EQA formuliert werden.