Bessere Betreuung, reduzierte Anwesenheitspflicht, größere Prüfungsvarianz
Bologna Check: Universität Siegen verbessert die Studienbedingungen.
„Die Umsetzung hat begonnen“, erklärt Prof. Dr. Holger Burckhart. Der Rektor der Universität Siegen hat sich die Verbesserungsvorschläge zum Bologna-Prozess aus den Fachbereichen genau angeschaut. Erste Maßnahmen sind bereits in die Wege geleitet worden, andere folgen zu Beginn des Sommersemesters.
So wird fachbereichsübergreifend weitgehend auf Anwesenheitskontrollen verzichtet, Ausnahmen bilden einzelne Übungen wie bei Sprachkursen oder Laborarbeiten sowie sicherheitsrelevante Veranstaltungen. Der Fachbereich 3 hat in enger Zusammenarbeit mit dem Fachbereich 1 beschlossen, eine grundsätzliche Reform der vorhandenen Studienprogramme auf den Weg zu bringen. Ziel ist, dass bereits im Wintersemester 2010/11 die Studierenden nach den neuen Leitlinien ihr Studium aufnehmen können und für die gegenwärtigen Studierenden großzügige Übergangsregelungen gefunden werden. Erreicht werden sollen die Reduktion des Studienvolumens, die Reduktion des Prüfungsvolumens sowie die Erhöhung der Wahlmöglichkeiten. Bereits vorangetrieben wurde von Fachbereich 1 die Internationalisierung. Beispiele sind die Einführung des Masters „Roads to Democracy(ies)“ oder die Etablierung von internationalen, drittmittelgeförderten Spring Schools und Summer Schools. Die bessere Betreuung von Studierenden wird fachbereichsübergreifend vorangetrieben. Im FB 5 wurde beispielsweise die Anzahl der betreuten Kleingruppen (Statistik, Wirtschaftsrecht) ausgeweitet, weitere zusätzliche Angebote sind in Planung. Auch die Prüfungsvarianz steigt: Im FB 8 wird zwar die Hauptzahl der Prüfungen schriftlich abgeleistet, in der Gesamtbewertung werden aber auch andere Leistungen wie Kolloquien, Protokolle, Vorträge berücksichtigt. Insgesamt wird das Ziel verfolgt, modulübergreifende Prüfungen anzusetzen.
„Die ersten, wichtigen Schritte für eine Verbesserung der Studiensituation sind gemacht. Darauf werden wir uns aber nicht ausruhen. Der Prozess wird auch im Dialog mit den Studierenden weitergehen“, betont Prof. Burckhart. Angelaufen sind bereits die Planungen für ein Raumprogramm und weiteres Personal im Rahmen des Zuwachses von Studierenden bis 2015. So hat das Rektorat, neben den Initiativen des Zentrums für Lehrerbildung, einen Antrag auf zusätzliche Stellen im Bereich der Lehramtsausbildung auf den Weg gebracht. Diese dienen besonders der Nachwuchsförderung für Fachdidaktik in den bereichen MINT (Schwerpunkt Grundschule), und Deutsch für Schülerinnen und Schüler mit Zuwanderungshintergrund sowie eine Stelle im Rahmen der frühkindlichen Diagnostik und individuellen Förderung.
Auch die Studienbeiträge haben erheblich zur Entlastung von Lehrenden und Lernenden beigetragen. Die Betreuungsrelation ist optimiert worden. Die Universität Siegen legt im April ihre Kosten-Leistungs-Rechnung für Studienbeiträge 2009 vor. Vorab einige aktuelle Beispiele zur Betreuungs-/Lehrsituation: Der Fachbereich 3 mit besonders belasteten Studienangeboten investiert jährlich 1,25 Millionen Euro für zusätzliche Stellen in der Anglistik, Germanistik, den Medienwissenschaften und der Romanistik. Im FB 5 werden Tutorien (Buchführung und Abschluss, Volkswirtschaftslehre, Wirtschaftssprachen) in Höhe von 67.000 Euro im Jahr angeboten. Dank der Einrichtung von drei Mitarbeiterstellen wurden im Bereich Wirtschaftsrecht zusätzliche Übungsveranstaltungen in kleineren Einheiten und eine intensivere Kleingruppenarbeit möglich. Die Maschinenbauer haben studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte zur verstärkten Betreuung von Studierenden insbesondere in Übungs- und Laborveranstaltungen eingesetzt. „Durch die Studienbeiträge haben wir ein Gestaltungsfenster über die Pflichtaufgaben hinaus“, sagt der Rektor der Universität Siegen. Bei der Planung der Verwendung der Gelder liegt Prof. Burckhart insbesondere das Mitwirken der Studierenden am Herzen.