Thomas Vogel
Videoredakteur bei der Berufsgenossenschaft Holz und Metall
Bianca Hauda
Moderatorin bei ARTE.
Dr. Alexandra Geisler
Vertretungsprofessorin für Angewandte Sozialpädagogik an der
Fachhochschule Dresden.
Heiko Elmshäuser
Director Corporate Communications & Marketing Services bei
Canon.
Anne Beuttenmüller
Director Marketing bei Niantic, Google.
Tilman Welther
Leiter Sachwertinvestments bei FONDS professionell Multimedia
GmbH.
Eva Brandt
Entwicklungshelferin bei der Deutschen Gesellschaft für
internationale Zusammenarbeit.
Thomas Pütz
Information Risk Manager bei Enabling Function IT, Bayer
AG.
Markus Mörchen
stellv. Redaktionsleiter Tagesmagazine, ZDF.
Dr. Catharina Friedrich
Vorständin bei rhenag.
Thomas Vogel Update (Dezember 2022)
Thomas Vogel studierte an der Universität Siegen den Studiengang Medienplanung, -entwicklung und -beratung (kurz „M-PEB“) und arbeitete zum Zeitpunkt unseres letzten Interviews mit ihm bei der Filmproduktion Bewegte Zeiten als Redakteur und Autor. Inzwischen ist er für die Berufsgenossenschaft Holz und Metall als Videoredakteur tätig. Seit dem letzten Gespräch ist also einiges passiert.
Unser letztes Interview ist schon länger her. Wie hat sich dein berufliches Leben seitdem gewandelt?
Der Schwerpunkt meiner Arbeit
liegt derzeit in der internen Kommunikation. Der
Geschäftsführung ist eine regelmäßige und transparente
Kommunikation sehr wichtig und dies unterstütze ich dann mit
einem kleinen Videoformat, welches alle vier Wochen die
Belegschaft erreicht. Manchmal führe ich auch Interviews oder
dokumentiere Veranstaltungen mit der Kamera. So habe ich
beispielsweise letzte Woche eine Auszubildendenveranstaltung
begleitet, bei der Auszubildende mit einem Sonderpreis geehrt
wurden.
Das Material schneide ich dann und gebe den Mitarbeitenden
durch diesen kleinen Film die Möglichkeit, daran Teil zu haben.
Ich versuche also die klassische Unternehmenskommunikation auf
eine digitale und auditive Ebene zu bringen. Dazu konnte ich
mir auch ein kleines Studio einrichten, in dem mit einfachen
Mitteln schon viele Umsetzungen möglich sind. Ich finde es gut,
dass auch im öffentlichen Dienst immer mehr auf Kreativität
gesetzt wird.
Du sagst selbst, dass du den gewissen Grad an Verrücktheit nicht verlieren möchtest. Wo ist dir das letzte Mal bei deiner Arbeit diese Verrücktheit begegnet?
Auf jeden Fall ist mir die Verrücktheit bei meiner Idee zum Mitarbeiter-TV begegnet. Es war Lockdown und alle Mitarbeitenden saßen zu Hause, ich natürlich auch. Zu diesem Zeitpunkt war ich für unser Mitarbeitermagazin verantwortlich, das als Printversion sechs Mal im Jahr erschien und an alle 3500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland verteilt wurde. Da wir aber alle im Lockdown saßen und die gedruckte Version ungelesen auf den Schreibtischen verwaiste, kam mir spontan die Idee, aus dem Printmagazin eine Videoversion zu machen. Also habe ich kurzerhand mein Schlafzimmer in ein Studio umgewandelt. Dazu habe ich mir dann noch grünen Stoff gekauft und fertig war mein Greenscreen. An einem Feiertag, ich glaube, es war der 1. Mai, habe ich dann aufgenommen und geschnitten. Das fertige Ergebnis des Videomagazins zeigte ich direkt am folgenden Arbeitstag meiner Chefin. Eine halbe Stunde später erhielt ich dann schon den Auftrag, dieses Videomagazin wöchentlich weiter zu führen. In einem Arbeitsfeld wie dem der Berufsgenossenschaft empfand ich das als etwas ganz Besonderes. Schließlich ist es eine Behörde und normalerweise dauert es immer etwas länger, bis aus einer Idee ein fertiges Produkt entsteht.
Vor 10 Jahren entstand unser letztes Alumni-Porträt. Wie hast du die damalige Zeit heute in Erinnerung?
Zuerst kann ich für mich
festhalten, dass die Zeit in der Agentur einen großen Mehrwert
für mich hatte. Besonders die Reportagereihe „Ulrich
protestiert“, welche auch damals in unserem Interview
thematisiert wurde, hat mich wahnsinnig geprägt. Vor allem
unser Beitrag zur Europawahl ist mir in Erinnerung geblieben.
Wir wollten die Situation von Menschen aufzeigen, die vorrangig
aus Rumänien und Bulgarien nach Deutschland zum Arbeiten kamen.
Wir waren hierfür auch in Sofia, der Hauptstadt Bulgariens.
Es war eine merkwürdige Erfahrung, da wir einerseits
Studierende besuchten, die Deutsch lernten, um in Deutschland
arbeiten zu können und andererseits gab es nicht mal zwei
Kilometer entfernt von diesem Ort ein Armenviertel. Dieser
Kontrast hat mich nachhaltig zum Nachdenken gebracht. Es war
mir auch sehr wichtig, dass ich die Menschen so korrekt wie
möglich darstelle und sie auch so zeige, wie sie sich selbst
wahrnehmen. Diese Reportage liegt mir bis heute am Herzen, da
sie so wichtige Thematiken aufzeigt: Menschenrechte,
Gleichberechtigung, Demokratie.
Inwiefern begegnete dir das Zwischenmenschliche sonst bei deiner Arbeit auf besonderer Art?
Der Job war von vielen
beeindruckenden Momenten geprägt. Alleine die Interviews, die
wir mit den Menschen führten, waren oft von besonderer Art. Für
eine Geschichtsdokureihe wollten wir beispielsweise mit dem
ehemaligen Finanzminister von Deutschland, Dr. Waigel ein
Gespräch führen. Unser Gespräch sollte im Freien während eines
Picknicks stattfinden, jedoch regnete es an diesem Tag. Obwohl
ich natürlich einen Plan B hatte und die
Schlechtwetteralternative bereits klar war, rief uns Dr. Waigel
an und lud uns zu sich nach Hause ein. Zusammen wurde dann
Weißwurst und Brezeln gefrühstückt und dabei gedreht. Mein Job
ermöglichte mir auch ein Interview mit meinem Jugendidol:
Dieter Hildebrandt.
Er war eine Kabarettgröße und hat das Politische Kabarett in
den 80er sozusagen erfunden, daher war es ein Traum von mir,
ein Interview mit ihm zu organisieren. Es war ziemlich
ernüchtern, als ich nach mehreren Anrufen mich schon damit
abgefunden hatte, wohl kein Gespräch mit ihm führen zu können.
Umso größer war meine Verwunderung, als Dieter Hildebrandt mich
eines Tages persönlich zurückrief und nach dem Interview
fragte. Wir führten das Interview und es war ein ganz
besonderer Moment für mich. Wie im Fernsehen, war er mir auch
in Person super sympathisch. Leider verstarb Dieter Hildebrandt
drei Monate später. Das ich dann noch die Möglichkeit bekam,
ihn zu treffen, war unglaublich schön.
Wenn du jetzt auf dein früheres Ich blickst, welcher Tipp hätte dir damals vielleicht geholfen?
Schon als Student habe ich immer
einfach weitergemacht und mich nicht von außen einschüchtern
lassen. Was soll schon das Schlimmste sein, was passieren kann?
Es ist nur wichtig, sich Ziele zu setzen. Und wenn es nicht
funktioniert, dann lernt man aus den Fehlern und probiert es
erneut. Trotzdem hat man natürlich Momente, wo man mit sich
selbst hadert. Und in diesen Momenten wäre es gut gewesen zu
wissen, dass sich am Ende alles fügt. Denn ich brauchte
beispielsweise eine gewisse Zeit, bis ich den Mut hatte, meinen
Job bei der damaligen Produktionsfirma zu kündigen. Ich wusste
zunächst nicht, was die Alternative sein sollte.
Doch es war in der Situation wichtig, an die eigenen
Fähigkeiten zu glauben und den Schritt zum Unbekannten zu
wagen. Im Nachhinein war diese Entscheidung und die damit
einhergehende Erfahrung einer der besten Entscheidungen, die
ich je getroffen habe. Zu kündigen, ohne direkt etwas Neues zu
haben hat mir gezeigt, dass ich mir meiner Kompetenzen sicher
sein kann und es funktionierte. Ich hatte sehr schnell einige
Vorstellungsgespräche, konnte aus mehreren Angeboten auswählen
und entschied mich letztendlich dazu, als Redakteur bei der
Berufsgenossenschaft Holz und Metall zu arbeiten. Die
Erkenntnis, dass man auf seine Fähigkeiten vertrauen kann und
jederzeit die Möglichkeit hat, etwas zu ändern, hätte ich gerne
schon früher erlangt.
Zum Ende: Welchen Film kannst du als Kenner empfehlen?
Da kommt mir besonders eine Doku in den Sinn: „Weit- um die Welt.“ (https://stream.weitumdiewelt.de/) Der Film lief vor 4 Jahren in den Kinos. Seitdem hat sich alles auf der Welt bekanntlich auf den Kopf gestellt, umso mehr mag ich den Film heute.
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Das klingt jetzt vielleicht etwas abgedroschen – aber eigentlich wünsche ich mir derzeit nur dass meine Familie auch in Zukunft gesund bleibt und dass sich die Welt hoffentlich in Zukunft wieder etwas beruhigt. Ansonsten bin ich wunschlos glücklich 😉
Dieses Porträt basiert auf einem Interview mit Thomas Vogel und wurde von Antonia Blumberg verfasst.