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Eugenik in Europa und Nordamerika: Definitionen des idealen Menschen zwischen Fiktion und Realität

The Second International Exhibition of Eugenics

Mit der Eugenik übertrug Francis Galton die Evolutionstheorie auf ein weiteres gesellschaftlich-soziales Feld. Dabei griff er unmittelbar auf die Ideen seines Vetters Charles Darwin zurück und nutzte vor allem dessen Hauptwerk als Grundlage für seine eigenen Überlegungen. Im Unterschied zum Sozialdarwinismus, der eher auf den ‚Kampf‘ von größeren menschlichen Gesellschaften untereinander ausgerichtet war, fokussierte die Eugenik mehr auf das einzelne Individuum und dessen Rolle in einer Gruppe von Menschen. Nach den Vorstellungen von Galton und seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern ließen sich erwünschte wie unerwünschte Merkmale einer Person einfach bestimmen, auf Elemente des Erbgutes zurückführen und mit Blick auf die gesamte Gruppe fördern oder ausschalten.

Um dies erreichen zu können, bediente sich die Eugenik einiger Aspekte, die bereits den etwas älteren Sozialdarwinismus kennzeichneten, so die Kategorisierung von Menschengruppen, die Biologisierung der Gesellschaft oder die Übertragung der Erkenntnisse aus der Eugenik in politisch-staatliches Handeln. Verbunden mit der teilweise bis heute existierenden Vorstellung, es gäbe in jeder Gesellschaft, in jeder Nation oder in jeder Bevölkerungsgruppe so etwas wie einen klar definierbaren Genpool, der sich ebenso klar in jede gewünschte Richtung entwickeln ließe, ermöglichte es die Eugenik vor allem auf staatlicher Ebene Eingriffe vorzunehmen, mit denen in die persönlichen Freiheitsrechte der Bürgerinnen und Bürger eingegriffen wurde. Zu diesen Maßnahmen, die in vielen Ländern der westlichen Welt im Namen der Eugenik angewandt wurden, zählte vor allem die Zwangssterilisation, mit der die Vererbung und damit die Fortpflanzung als genetisch ‚defekt‘ angesehener Personen verhindert werden sollte.

Der weltweite Austausch unter den führenden Eugenikerinnen und Eugenikern führte in Verbindung mit ähnlich gelagerten Degenerationsängsten in vielen Staaten Europas und Nordamerikas dazu, dass sich Eugenik fast in der gesamten westlichen Hemisphäre zu einer politisch und gesellschaftlichen einflussreichen Disziplin entwickeln konnte. Ganz gleich, ob es sich dabei um die USA, Kanada oder das sozialdemokratisch regierte Schweden handelte, überall gab es vom eugenischen Gedankengut geprägte Gesetze zu bevölkerungspolitischen Themen. Das nationalsozialistische Deutschland baute auf ganz ähnliche Überlegungen auf, ging aber in den tatsächlich eingesetzten Maßnahmen, die bis hin zu hunderttausendfachen Mord reichten, weit über das hinaus, was in anderen Staaten umgesetzt wurde.

Inhalte des Abschnitts im Buch:

  • Francis Galton und die Ursprünge der Eugenik
    Nicholas Wright Gillham

  • Eugenik und Rassenhygiene in Europa: Definitionen
    des idealen Menschen und Versuche ihrer Umsetzung
    Uwe Hoßfeld und Michal Šimůnek

  • Die Eugenikbewegung in den USA im 20. Jahrhundert
    Aaron Gillette

  • Einwanderung und Eugenikdebatte in Kanada
    Łukasz Albański

  • ‚Herrenmenschen‘:
    Plan und Wirklichkeit im Dritten Reich
    Amy Carney

  • Frankenstein unterm Hakenkreuz?
    Menschenzüchtungen und Menschenversuche im Dritten Reich
    Richard Weikart

  • Eine Politik des Wohlfahrtsstaates?
    Eugenik und Sterilisation in Skandinavien im 20. Jahrhundert
    Nils Roll-Hansen

  • Fortsetzung der Eugenikdiskussion mit anderen Mitteln?
    Bevölkerungsdiskurse im 20. und frühen 21. Jahrhundert
    Alexander Pinwinkler

Bildquelle: Harry H. Laughlin (Hrsg.): The Second International Exhibition of Eugenics. Held September 22 to October 22, in Connection with the Second International Congress of Eugenics in the American Museum of Natural History, New York. An account of the organization of the exhibition, the classification of the exhibits, the list of exhibitors, and a catalog and description of the exhibits, Baltimore, MD 1923, S. 15.

 
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