Neue Architekturschule
Altes Druckhaus wird neue Architekturschule
Eine spielerische, leichte Architektur mit einem
geschwungenen Dach und lichtdurchfluteten Räumen – allein
optisch ist die Neue Architekturschule Siegen ein Hingucker.
Doch das, was aus dem ehemaligen Druckhaus der Siegener Zeitung
entstehen soll, geht darüber hinaus. Die Neue Architekturschule
setzt Maßstäbe für moderne Architektur, Nachhaltigkeit und das
Studium an der Universität – und wird damit zu einem
Alleinstellungsmerkmal für Siegen. Den Entwurf des Berliner
Architekturbüros FAKT in Zusammenarbeit mit Gustav Düsing
stellte die Universität im Juni 2024 vor.
Das Gebäude am Häutebachweg im Siegener Zentrum, gebaut im Jahr
1976, soll die neue Heimat der Siegener Architektur werden. Es
ist damit Teil des Projekts „Siegen. Wissen verbindet“, in dem
weitere Fakultäten der Universität Siegen in die Innenstadt
ziehen. Das Department Architektur nimmt, in Verbindung mit dem
neuen interdisziplinären Zentrum für Bildungsräume der Fakultät
II, eine Pionierrolle für den Umzug der Universität in die
Stadt ein.
Vorteile der Neuen Architekturschule im Druckhaus:
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Fußläufige Erreichbarkeit von zentralen Knotenpunkten des ÖPNV und anderer Campus-Standorte.
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Modellcharakter für neue Formen des universitären Zusammenlebens
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Zeitgenössischer Umgang mit Bestand als wichtige Ressource
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Innovative Architektur
Summer School
Für die Neue Architekturschule startete die Universität einen besonderen Prozess. Vom 14. bis 19. August 2023 veranstaltete das Department Architektur eine Summer School zum Auftakt des Planungsverfahrens. An der Summer School beteiligten sich sechs Architekturbüros, ausgewählt aus 30 Bewerbungen: ADEPT (Kopenhagen), AgwA (Brüssel), Assemble (London), FAKT+Düsing (Berlin), ZRS coopdisco (Berlin) und Hütten und Paläste (Berlin). Entsprechend viele Studierende, nicht nur von der Uni Siegen, sondern von Universitäten aus ganz Deutschland und Österreich, wollten bei der Summer School dabei sein. Rund 80 Menschen erarbeiteten schließlich sechs Konzepte. Sie beschäftigten sich sowohl mit dem Gebäude, den Materialien, der Einbettung ins Stadtgebiet und der Vernetzung mit den anderen Uni-Standorten. Mehr zur Summer School lesen Sie hier.
Drei Entwürfe schafften es nach einer Jury-Sitzung in die nächste Runde, sie stammen von den Büros Adept, FAKT/Gustav Düsing und ZRS/coopdisco. Mehr zu den drei Entwürfen lesen Sie hier.
Der Gewinner-Entwurf
Besonders überzeugte die Jury letztlich der Entwurf von FAKT und Gustav Düsing. „Es sind junge Kollegen, die es verstehen, immer wieder neue Kombinationen an Expertisen zu bilden, die sie dann für spezifische Bauvorhaben einsetzen“, erklärt Architektur-Professor Dr. Thorsten Erl. Der Architekt Gustav Düsing gewann zuletzt den Europäischen Architekturpreis und den Preis des Deutschen Architekturmuseums (DAM).
Das Thema Nachhaltigkeit spielt eine wesentliche Rolle. Die
Nutzung von grauer Energie, aber auch das Klimakonzept des
Hauses überzeugten in hohem Maße. Der Entwurf setzt
beispielsweise auf das Fundament des Druckhauses und der gut
erhaltenen Gebäudesubstanz auf. Prägende Elemente wie
beispielsweise die Waschbetonplatten an den Wänden werden
entfernt und einer neuen Nutzung zugeführt – sie sollen künftig
als Sitzgelegenheiten oder Gehwege dienen. Das Gebäude in
direkter Nähe zur „Weiß“ wird offen gestaltet, mit Raum für
Ausstellungen und Workshops im Erdgeschoss. Das Dachgeschoss
bietet viel Raum für Veranstaltungen – auch für die
Öffentlichkeit. Darüber spannt sich eine dünne, fast
membranartige Decke aus Holz. „Aufgrund der Tatsache, dass wir
sehr viel Bestand nutzen können, geht kein Krümel Material
verloren und alles wird verwendet. Das ist wirtschaftlicher als
ein Neubau“, erklärt Uni-Kanzler Ulf Richter.
Im 1. Obergeschoss entsteht eine Halle für Studios und Büros,
hier werden Studierende, Beschäftigte und Professor*innen
gemeinsam arbeiten. Auch das ein besonderer Punkt: „Das Konzept
ist ganz neu: Hier sind die Professorinnen und Professoren zu
Gast bei den Studierenden. Die Studierende stehen im
Mittelpunkt und Dozierende kommen herein und helfen ihnen bei
der Entwicklung ihrer Ideen“, sagt Prof. Thorsten Erl. Das
Thema „Bauen im Bestand“ soll auch bei der inhaltlichen Arbeit
in der Neuen Architekturschule im Mittelpunkt stehen. „Uns war
klar: Wenn wir ein neues Haus initiieren, sollen die Themen
„Bauen im Bestand“, Ressourcenschutz und Nachhaltigkeit eine
wichtige Rolle spielen und von unseren Master-Studierenden
authentisch durch Best-Practice-Beispiele umgesetzt werden“,
sagt Prof. Dr. Tobias Hönig.
Alles zum Gewinner-Entwurf finden Sie hier.
Das Bauprojekt auf einen Blick:
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Druckhaus wurde 1976 am Häutebachweg errichtet
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Das Gebäude umfasst zwei Geschosse, ließe sich um zwei weitere Geschosse erweitern
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Grundfläche: ca. 20 m x 50 m
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Deckenhöhen von bis zu 6 m
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Stahlbetonskelett, Wandausmauerungen, Stahlbetondeckenplatten und vorgehängte Waschbetonfassade