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Tastaturbedienung und barrierefreie Navigation im Web

Christian Trapp

Barrierefreie Websites ermöglichen es allen Menschen, sich unabhängig von körperlichen, sensorischen oder kognitiven Einschränkungen durch Inhalte zu bewegen und Funktionen zu nutzen. Ein zentraler Aspekt dabei ist die Möglichkeit, die Seite ausschließlich mit der Tastatur zu bedienen. Gerade für Menschen, die keine Maus verwenden können – sei es dauerhaft oder temporär – ist die sogenannte Tab-Navigation entscheidend für eine zugängliche Nutzung.

Was ist Tab-Navigation?

Die Tab-Navigation bezeichnet die Steuerung durch die interaktiven Elemente einer Website mithilfe der Tabulatortaste (TAB) auf der Tastatur. Mit jedem Druck auf diese Taste springt der Fokus zum nächsten bedienbaren Element – etwa einem Link, einem Button oder einem Eingabefeld. Um sich rückwärts zu bewegen, wird die Tastenkombination Shift + Tab verwendet. Der jeweils aktuelle Fokuspunkt wird in der Regel durch eine sichtbare Umrandung oder Hervorhebung angezeigt, sodass Nutzer:innen stets wissen, welches Element aktiv ist.

Diese Reihenfolge, in der die Elemente per Tab durchlaufen werden, wird als Tastatur-Reihenfolge bezeichnet. Sie sollte logisch, nachvollziehbar und möglichst der visuellen Struktur der Seite entsprechen – also von oben nach unten, von links nach rechts. Dies erleichtert die Orientierung und verhindert, dass wichtige Inhalte übersehen werden oder der Fokus in einer unlogischen Reihenfolge springt. Alle interaktiven Elemente sollten in diese Reihenfolge eingebunden sein, sofern sie für die Nutzung relevant sind.

Worauf sollte bei der Tab-Navigation geachtet werden?

Für eine barrierefreie Navigation ist nicht nur wichtig, dass sich eine Seite mit der Tastatur bedienen lässt – sondern auch wie dies geschieht:

  • Alle interaktiven Elemente wie Links, Buttons, Formulareingaben, Dropdown-Menüs und Schaltflächen müssen per Tab erreichbar sein.
  • Die Reihenfolge sollte kohärent und sinnvoll aufgebaut sein, sodass die Navigation einem natürlichen Lesefluss folgt.
  • Menüs und Dialoge, die sich öffnen, müssen den Fokus „einfangen“ (Focus Trap), damit dieser nicht versehentlich im Hintergrund weiterwandert.
  • Nach dem Schließen eines Dialogs oder Menüs sollte der Fokus an die zuletzt aktive Stelle zurückgeführt werden – so bleibt die Orientierung erhalten.
  • Für Nutzer:innen muss sichtbar sein, wo sich der Tastaturfokus befindet. Eine gut erkennbare visuelle Hervorhebung ist essenziell, da sie die aktuelle Position auf der Seite anzeigt.

So navigieren Nutzer:innen barrierefrei durch eine Website

Wer eine barrierefrei gestaltete Website nutzt, kann sich effizient und ohne Maus durch die Inhalte bewegen. Typischerweise erfolgt dies über die Tastatur, einen Screenreader oder eine Kombination aus beidem.

Mit der Tastatur wird die Navigation durch folgende Tasteneingaben gesteuert:

  • TAB: Weiter zum nächsten Element
  • Shift + TAB: Zurück zum vorherigen Element
  • Enter: Aktiviert das aktuell fokussierte Element (z. B. öffnet einen Link oder sendet ein Formular ab)
  • Pfeiltasten: In bestimmten Komponenten (z. B. Menüs oder Schiebereglern) zur Navigation innerhalb einer Gruppe von Elementen
  • ESC: Schließt Dialoge oder Menüs (wenn korrekt implementiert)

Screenreader-Nutzer:innen orientieren sich oft zusätzlich mithilfe von Überschriften, Regionen (z. B. „Navigation“, „Hauptinhalt“, „Fußbereich“) und semantischen Rollen. Diese ermöglichen ein gezieltes Springen zwischen Inhaltsbereichen. Eine klare und konsistente Struktur – etwa durch sprechende Überschriften und logisch benannte Links – erleichtert die Orientierung erheblich.

Auch auf mobilen Geräten kann barrierefrei navigiert werden: Hier übernehmen Technologien wie VoiceOver (iOS) oder TalkBack (Android) die Aufgabe, Inhalte vorzulesen und die Bedienung per Gesten oder Bildschirmtastatur zu ermöglichen. Auch dabei ist eine logische Fokusreihenfolge und eine verständliche Benennung der Bedienelemente grundlegend.

Fazit

Die Tab-Navigation bildet das Fundament einer barrierefreien Interaktion mit Websites. Sie stellt sicher, dass alle Nutzer:innen – unabhängig von ihrer körperlichen oder technischen Ausstattung – Zugang zu denselben Informationen und Funktionen haben. Eine gut durchdachte Tastaturnavigation ist damit nicht nur ein technischer Standard, sondern ein Ausdruck von Inklusion und guter Nutzerführung.

Erstellt am 12.05.2025 von Christian Trapp, zuletzt geändert am 13.05.2025