Exzellenzcluster: „Booster“ für die Siegener Physik
Ein eigenes Fähnchen auf der Deutschlandkarte der Exzellenzcluster: Der Erfolg des Vorhabens „Color meets Flavor” in der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern rückt Stadt und Universität Siegen in der Wissenschaftswelt neu in den Blick. Der gemeinsame Cluster mit den Partnern Bonn, Dortmund und Jülich ist einer von insgesamt 15 geförderten Exzellenzclustern in Nordrhein-Westfalen. Acht „Exzellenzcluster-Universitäten“ zählt NRW ab dem 1. Januar 2026 – Siegen ist hier neu hinzugekommen und in der neuen Förderrunde außerdem die bundesweit einzige ehemalige Gesamthochschule mit Exzellenzcluster.
„Vor dem Hintergrund, dass wir erst vor gut zwanzig Jahren von der Gesamthochschule zur Universität geworden sind, ist das ein Wahnsinnserfolg. Wir spielen nun endgültig im Konzert der großen Universitäten – in NRW und Deutschland. Das wirkt sich positiv auf die Attraktivität der gesamten Universität aus. In besonderem Maße profitieren aber natürlich die Natur- und Technikwissenschaften und hier insbesondere die Physik“, betont Uni-Rektorin Prof. Dr. Stefanie Reese.
Der Exzellenzcluster „Color meets Flavor” stärkt das Forschungsprofil der Universität Siegen und macht Siegen als Standort exzellenter Physik weltweit sichtbar. Er fördert außerdem massiv den wissenschaftlichen Nachwuchs: Zwei neue Professuren im Bereich der Teilchenphysik werden im Zuge der Exzellenz-Förderung am Siegener Physikdepartment eingerichtet. Die entsprechenden Vorarbeiten wurden bereits auf den Weg gebracht, die Berufungen sollen nun zeitnah erfolgen. Studierende und Promovierende werden davon unmittelbar profitieren: Das Angebot in der Lehre vergrößert sich, auch bei Projekt- und Abschlussarbeiten eröffnen sich künftig neue Möglichkeiten.
„Wir fangen schon im Bereich des Bachelor-Studiums an, unsere Studierenden auf Exzellenzcluster-Niveau zu unterstützen“, sagt der Sprecher des Siegener Cluster-Teams und Co-Sprecher der Gesamtinitiative, Prof. Dr. Alexander Lenz. Auch von der Partnerschaft zu den Universitäten Bonn und Dortmund sowie zum Forschungszentrum Jülich sollen Siegener Studierende etwas haben: So können sie künftig zum Beispiel an gemeinsamen, standortübergreifenden Vorlesungen teilnehmen. Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten können zu top-aktuellen Themen des Clusters geschrieben werden.
Die Kooperation bietet zudem schon Studierenden die Möglichkeit, an internationalen Großexperimenten wie dem ATLAS-Experiment am Genfer CERN teilzunehmen. „Das Physikstudium an der Uni Siegen bietet schon jetzt tolle Möglichkeiten. Der Exzellenzcluster ist da nochmal ein zusätzlicher Booster“, sagt Lenz, der gleichzeitig betont, dass jahrzehntelange Vorarbeiten notwendig waren, um all das möglich zu machen und die Voraussetzungen für den Cluster-Antrag zu schaffen.
So hat die Teilchenphysik an der Universität Siegen bereits eine lange Tradition: Schon seit der Gründung der damaligen Gesamthochschule im Jahr 1972 wird in Siegen an den elementaren Bausteinen der Materie geforscht. „Als ich 2003 an die Universität Siegen kam, war der Forschungsbereich bereits gut etabliert. Darauf konnten wir damals wunderbar aufbauen und eine Gruppe formieren, die genug Schlagkraft hatte, um auch großformatige Projekte erfolgreich einzuwerben“, berichtet Lenz‘ Kollege (und Vorgänger) Prof. Dr. Thomas Mannel, Teilchenphysiker der „zweiten Generation“ an der Uni Siegen und heute einer von vier Siegener Forschungsleitern sowie stellvertretender Standortsprecher im Exzellenzcluster „Color meets Flavor“.
Im Jahr 2013 erteilte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Bewilligung zur Forschungsgruppe „Quark Flavor Physics and Effective Field Theories“, deren Sprecher Mannel war und die bis 2019 gefördert wurde. Daran schloss sich die Beteiligung am Transregio-Sonderforschungsbereich „Phänomenologische Elementarteilchenphysik nach der Higgs-Entdeckung“ an. Teilchenphysiker*innen der Universität Siegen forschen hier bis heute zusammen mit Kolleg*innen des Karlsruher Instituts für Technologie und der RWTH Aachen. An der Universität Siegen arbeiten Teilchenphysiker*innen aus den Bereichen Theorie und Experiment unter dem Dach des „Center for Particle Physics Siegen“ (CPPS) eng zusammen.
„Auf all diesen Projekten und Strukturen konnten wir aufbauen, um uns gemeinsam mit unseren Partnern in dieser Runde des Exzellenzwettbewerbs zu beteiligen. Dass es an der Uni Siegen erstmals gelungen ist, einen Antrag nicht nur in die finale Auswahlrunde zu bringen, sondern auch den Zuschlag zu einem Exzellenzcluster zu erhalten, ist einfach gigantisch. Auf diesem Erfolg möchten wir nun aufbauen – darin steckt ein enormes positives Potenzial für unser Department und die gesamte Universität“, sagt Lenz.