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Hilfe für ältere Menschen mit Depression und Ängsten

Tanja Hoffmann

Die Universität Siegen und die MSB Medical School Berlin starten gemeinsam eine Studie zu digitaler Gruppentherapie für ältere Menschen. Senior*innen, die an Depressionen und Ängsten leiden, können daran teilnehmen und erhalten kostenlos Hilfe.

 

Prof. Dr. Simon Forstmeier

Simon Forstmeier, Professor für Entwicklungspsychologie und Klinische Psychologie an der Universität Siegen und Co-Leiter der Studie. 

Studie zur digitalen Gruppentherapie

Etwa 30 Prozent der über 60-Jährigen leiden unter Depressionen oder Ängsten – und erhalten dennoch selten psychotherapeutische Unterstützung. Das möchte ein gemeinsames Forschungsprojekt der Universität Siegen und der MSB Medical School Berlin ändern. Im Rahmen der Studie „Vision-Age“ wird ein neues Online-Gruppentherapieprogramm erprobt, das speziell für ältere Menschen ab 68 Jahren entwickelt wurde. Es zielt darauf ab, depressive und ängstliche Symptome zu reduzieren und die Lebensqualität der Patient*innen nachhaltig zu verbessern. Die Studie wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit rund 1,2 Mio. Euro gefördert.

 

„Häufig suchen ältere Menschen gar nicht erst psychotherapeutische Hilfe – oder die Hürden sind zu groß, weil sie nicht mehr so mobil sind“, sagt Simon Forstmeier, Professor für Entwicklungspsychologie und Klinische Psychologie an der Universität Siegen und Co-Leiter der Studie. Das für „Vision-Age“ entwickelte Therapieprogramm ist speziell auf die Bedürfnisse Älterer abgestimmt. „Es findet komplett online statt, sodass auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität teilnehmen können“, erläutert Eva-Marie Kessler, Professorin für Gerontopsychologie an der MSB Medical School Berlin und Studienleiterin. In kleinen Gruppen von maximal vier Personen werden zwanzig Sitzungen á 100 Minuten angeboten. Jede Sitzung wird von einer erfahrenen Psychotherapeutin bzw. einem erfahrenen Psychotherapeuten geleitet.

 

Inhaltlich setzt „Vision-Age“ am Konzept der sogenannten „Lebensrückblicktherapie“ an, erklärt Prof. Forstmeier, der sich bereits seit über 20 Jahren wissenschaftlich mit dieser Therapieform beschäftigt: „Die Lebensrückblicktherapie hat eine lange Tradition bei der Behandlung depressiver Störungen und ist erwiesenermaßen sehr wirksam.“ Gemeinsam mit der Therapeutin oder dem Therapeuten schauen ältere Menschen dabei auf verschiedene Phasen ihres bisherigen Lebens: Positive Erlebnisse und vorhandene Ressourcen werden dabei ebenso in den Blick genommen, wie schwierige Lebensphasen und Herausforderungen.

 

Im Rahmen von „Vision-Age“ wird die Lebensrückblicktherapie durch Elemente der kognitiven Verhaltenstherapie und therapeutische Techniken der positiven Psychologie ergänzt. Dabei wird nicht nur auf die Vergangenheit geschaut, sondern auch auf Gegenwart und Zukunft. „Viele Ängste von älteren Menschen sind ja auf die Zukunft gerichtet: ‚Was passiert, wenn ich körperlich noch weiter abbaue, oder wenn mein Lebenspartner stirbt und ich alleine zurückbleibe?‘ Im Rahmen der Therapie schauen wir, an welchen Stellen die Patientinnen und Patienten Einfluss nehmen und ihr Leben positiv gestalten können“, sagt Forstmeier.

 

Um die Wirksamkeit des Therapieprogramms zu prüfen, werden die Teilnehmer*innen der Studie per Zufall einer von zwei Gruppen zugeordnet: Die Therapiegruppe durchläuft das Vision-Age-Programm. Die Kontrollgruppe nimmt hingegen an moderierten Gruppendiskussionen teil – hier werden der gegenseitige Austausch und die geistige Anregung gefördert. Beide Formate können sich positiv auf das seelische Wohlbefinden sowie auf Ängste und Depressionen auswirken, die Anzahl der Sitzungen ist jeweils identisch. Vor Beginn und nach Abschluss der Programme finden digitale Befragungen statt, um Veränderungen zu erfassen. So möchten die Wissenschaftler*innen herausfinden, ob das Therapieprogramm eine stärkere positive Wirkung auf die Patient*innen hat, als das Diskussionsformat, an dem die Kontrollgruppe teilnimmt.

 

„Ältere Menschen profitieren genauso von einer Therapie, wie jüngere und können ihre Lebenssituation dadurch deutlich verbessern. Wir hoffen deshalb, durch Vision-Age ein neues, innovatives Therapieprogramm für Seniorinnen und Senioren zu etablieren – basierend auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und durch das Online-Format offen für alle“, sagen Kessler und Forstmeier.

Teilnehmer*innen gesucht

An der Studie teilnehmen können Seniorinnen und Senioren ab 68 Jahren, die depressive Symptome aufweisen und offen für eine digitale Gruppentherapie sind. Weitere Infos zu der Studie, ein Selbsttest zu depressiven Symptomen und die Anmeldeoption finden Sie hier: https://www.vision-age.de/

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