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Im Tandem nach oben

Sabine Nitz

Das Frauenspezifische Mentoring Siegen (FraMeS) gibt es seit 15 Jahren. Eine der Teilnehmerinnen im vergangenen Jahrgang war Marta Röder. Die Doktorandin in der Romanistik wählte Prof. Dr. Yasmin Temelli als Mentorin. Als Tandem haben die beiden gut funktioniert. 

Mentorin Prof. Dr. Yasmin Temelli und Mentee Marta Röder.

Doktorandin Marta Röder (links) und Prof. Dr. Yasmin Temelli. 

Interview mit Prof. Dr. Yasmin Temelli und Marta Röder

Marta Röder ist Doktorandin in der Romanistik und Teilnehmerin am Frauenspezifischen Mentoring Siegen (FraMeS). Die Kombination aus Workshops, Training und Netzwerken hat sich bewährt. Wichtig dabei: Jede Teilnehmerin (Mentee) sucht sich während des einjährigen Programms einen Mentor oder eine Mentorin selbst und frei nach Fachgebiet aus.

 

Marta Röders Mentorin ist die Romanistik-Professorin Dr. Yasmin Temelli. Marta Röder muss nur ein paar Türen weiter klopfen, wenn sie mit ihrer Mentorin sprechen möchte. Die beiden

kennen sich gut. Aber als Mentorin könne Prof. Temelli ihr noch einen anderen Blick auf ihre Arbeit und auf sich als Person geben, erklärt die Doktorandin.

 

Frau Röder, Sie haben an der Uni Siegen Spanisch und Geschichte auf Lehramt studiert und arbeiten an Ihrer Promotion. Warum nehmen Sie am Frauenspezifischen Mentoring teil?

 

Röder: Ich bin tatsächlich schon in der Endphase meiner Promotion. Meine Doktormutter, Prof. Dr. Dagmar Abendroth-Timmer, hatte mich bereits zu einem frühen Zeitpunkt meiner Promotion auf das Programm aufmerksam gemacht. Ich war jedoch auf der Suche nach dem richtigen Moment, um den Input dieses Programms für mich gewinnbringend nutzen zu können. Dieser Moment kam

im vergangenen Jahr, als ich zunehmend daran arbeitete, mein eigenes Profil als Forscherin, das heißt als Frau und als Kulturdidaktikerin, zu definieren.

 

Was ist besonders hilfreich?

 

Röder: Der Austausch mit anderen Wissenschaftlerinnen ist für mich wichtig. Fachlich sind wir sehr unterschiedlich aufgestellt, aber die Gespräche und die Workshops, zum Beispiel zu Female Leadership, sind sehr hilfreich. Außerdem haben mir die Impulse der Workshops sowie der Austausch mit Frau Temelli geholfen, meine eigene Verortung innerhalb meiner Disziplin zu finden. Ich habe mich immer wieder gefragt, ob ich aufgrund meiner interdisziplinären Arbeit dort wirklich hineinpasse. Die Veränderungen der Zeit haben mir jedoch gezeigt, dass ich mit dem Schwerpunkt meiner Promotion, die einen kulturhistorischen Ansatz verfolgt und auf Antisemitismusprävention im Fremdsprachenunterricht ausgerichtet ist, genau den richtigen Weg eingeschlagen habe.

 

Frau Prof. Temelli, Sie sind jetzt Mentorin, haben aber als Doktorandin an der Universität Düsseldorf selbst an einem ähnlichen Mentoringprogramm teilgenommen. Teilen Sie die Erfahrung von Marta Röder?

 

Temelli: In der Tat war für mich damals der Austausch mit anderen Wissenschaftlerinnen auch das Wichtigste. Zu sehen, dass sich andere Doktorandinnen ähnliche Fragen stellen und man mit manchen Zweifeln nicht alleine ist. Wenn man beispielsweise kein Mitglied in einem Graduiertenkolleg ist, sondern „Einzelkämpferin“, dann kann es wohltuend sein, sich in

einem konkurrenzfreien Raum auszutauschen.

 

Wie haben Sie beiden zusammengefunden?

 

Röder: Ich habe zuerst überlegt, ob es besser ist, einen Mentor außerhalb der eigenen Fakultät zu suchen, mit dessen Arbeiten man sich schon beschäftigt hat. Aber ich fand es dann sinnvoller, mit einer Person zu arbeiten, die ich kenne und von der ich weiß, dass sie mich wirklich weiterbringen kann. So habe ich mich entschieden, Frau Temelli als Mentorin anzufragen.

 

Und für Sie war es eine leichte Entscheidung, Mentorin zu werden?

 

Temelli: Ich kenne und schätze Marta Röder sehr, von daher war es leicht für mich, als Mentorin zuzusagen. Grundsätzlich ist mir die Idee, junge und begabte Menschen zu fördern, sehr wichtig – unabhängig davon, ob es sich um Frauen oder Männer handelt. Es ist eine ehrenvolle Aufgabe und wenn man eine Position an der Universität innehat, die so viele Gestaltungsmöglichkeiten bietet, ist es meiner Meinung nach auch geboten, etwas zurückzugeben und sich zu engagieren.

 

Welche Bedeutung hat die Bildung von Netzwerken insbesondere für Frauen?

 

Temelli: Ich tue mich etwas schwer damit, vom Aufbau eines frauenspezifischen Netzes zu sprechen. Ich verstehe durchaus das Motiv, denn natürlich gibt es die Vorstellung, dass Männer

sich eher zusammenfinden und gegenseitig unterstützen. Sicherlich ist es sehr hilfreich, wenn Frauen sich im Rahmen von Förderprogrammen austauschen und Kontakte knüpfen. Aber

ich habe meine Zweifel, ob man mit einem derartigen Netzwerk Ungleichheiten unbedingt erfolgreich begegnen kann. Ihr Fach, die Romanistik, ist eher weiblich geprägt. Vielleicht stoßen Frauen in anderen Fächern schneller an die sogenannte „gläserne Decke“.

 

Röder: Das stimmt. In unserer Romanistik werden alle vier Professuren von Frauen bekleidet. Wir sind damit geradezu ein Leuchtturm in Siegen. In anderen Disziplinen ist die Ausgangslage anders.

 

Temelli: Es mag sein, dass die Situation sich in anderen Fächern anders gestaltet. Ich bin jedenfalls nie an diese ‚gläserne Decke‘ gestoßen, sondern konnte in diesem System reüssieren und bin dafür sehr dankbar. Natürlich gab und gibt es im (universitären) Leben Seilschaften. Aber aus meiner Erfahrung kann ich nicht sagen, dass es da um Mann gegen Frau geht. Was nicht heißen soll, dass diese Fälle nicht existieren, ich habe es nur selbst nicht erlebt.

 

Was geben Sie Marta Röder, aber auch anderen jungen Wissenschaftlerinnen, mit auf den Weg?

 

Temelli: Ohne unbedingte Neugier, fundiertes Wissen und großen Ehrgeiz geht es nicht. Zudem muss man ehrlich zugeben: Ab einem gewissen Punkt spielt Glück eine nicht unerhebliche Rolle.

Ich kenne etliche Menschen, die gut in ihrem Fach sind und eine Professur verdient hätten, es jedoch nicht geschafft haben, denn der Flaschenhals in der Wissenschaft ist eng. In der freien Wirt-

schaft kann man auf vielen verschiedenen Wegen erfolgreich werden, in der Wissenschaft nicht. Wer sich für die Wissenschaft entscheidet, für den muss sie eine Berufung sein.

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 2/2025 der Uni-Zeitung Querschnitt.

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