Direkt zum Inhalt
Direkt zum Inhalt

Ausbildungsplätze: Herkunft schlägt Leistung

André Zeppenfeld

Eine Studie der Universität Siegen zeigt erstmals ein Ranking der Benachteiligung bei einem vermuteten Migrationshintergrund.

Wenn sich ein „Lukas Becker“ bei einem mittelständischen Betrieb um einen Ausbildungsplatz bewirbt, erhält er in zwei von drei Fällen eine Antwort. Bei einem „Yusuf Kaya“ oder einer „Habiba Mahmoud“ hingegen bleibt das Postfach eher leer, weil Betriebe Mehraufwand bei Personen mit Migrationsgeschichte befürchten. Das haben Forschende an der Universität Siegen in einer repräsentativen Studie herausgefunden.

„Wir können es uns nicht leisten, Potenziale zu verschwenden", warnt Professor Dr. Ekkehard Köhler. „Besonders im Handwerk, das unter Nachwuchsmangel leidet, ist dies problematisch.” Die Siegener Ökonomin Dilara Wiemann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Ökonomische Bildung an der Universität Siegen, sagt: „Für die benachteiligten Bewerber sind die Ergebnisse eine Katastrophe, denn selbst deutlich bessere Schulnoten oder soziales Engagement ändern nichts daran, dass Herkunft Leistung schlägt.“ Auch ein Engagement beim Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ erhöhe die Chancen nicht.

Bei der Benachteiligung lässt sich laut Studie erstmals ein Ranking bei einem vermuteten Migrationshintergrund feststellen. Bewerberinnen oder Bewerber mit deutsch klingenden Namen wie „Lukas Becker" erhielten bei dem Feldversuch auf 100 Bewerbungen durchschnittlich 67 Antworten. Deutlich schlechter schnitten demnach Personen mit nicht-deutsch klingenden Namen ab: „Ivan Smirnov" (russisch) erhielt 56 Antworten, „Ariel Rubinstein" (hebräisch) 54, „Yusuf Kaya" (türkisch) 52. Schlusslicht war „Habiba Mahmoud“ (arabisch) mit nur 36 Antworten. Da alle Bewerberinnen und Bewerber angaben, noch zur Schule zu gehen, zeigt die Studie, wie schwierig es für bestimmte Personengruppen ist, überhaupt Zugang zum Ausbildungsmarkt zu erhalten.

Als Gründe für eine mögliche Benachteiligung nannten die Betriebe Befürchtungen vor vermuteten Sprachbarrieren, kultureller Distanz, fehlenden Aufenthaltsgenehmigungen und verwiesen auf den befürchteten Mehraufwand im Umgang mit Behörden und zusätzlicher Bürokratie.

Für die Feldstudie verschickte eine Forschungsgruppe der Universität Siegen mehr als 50.000 E-Mail-Anfragen an Betriebe, die einen Ausbildungsplatz ausgeschrieben und dies der Bundesagentur für Arbeit gemeldet hatten. Im Anschluss befragte die Gruppe rund 700 Unternehmen zu ihren Erfahrungen mit Bewerbern mit Migrationshintergrund.

Ansprechpartner

Personal profile photo

Dilara Dominique Wiemann

Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in
Icon Nachricht

Kontakt Pressestelle

Stabsstelle für Presse, Kommunikation und Marketing

  • Icon Mail

    presse@uni-siegen.de

  • Icon Kartennadel

    Adolf-Reichwein-Straße 2a

    Gebäude AVZ (Gebäudeteil AR-NA)

    57068 Siegen

Studierende in der Stadt