Für eine korrekte Darstellung dieser Seite benötigen Sie einen XHTML-standardkonformen Browser, der die Darstellung von CSS-Dateien zulässt.

Republik Litauen

Landeskunde

Einwohner: 3,3 Millionen
Fläche: 65.300 qkm
Hauptstadt: Vilnius
Landessprache: Litauisch, Russisch, Polnisch
Europastatus: EU-Mitglied seit 2004
Analphabetismusrate (Bevölkerung über 14 Jahre): 0,4% (12.022)
Zur Literaturgeschichte

Durch das Aufheben der Zensur im Rahmen der Unabhängigkeit Litauens 1990 durchlebte die litauische Prosa eine Umbruchphase. Seit den Einflüssen sowjetischer Vorstellungen von ästhetischer Konformität, entstand bis zu den sechziger Jahren der Eindruck eines sozialen Realismus.
Durch das Werk von Literaten wie Ričardas Gavelis, Jurga Ivanauskait÷ und Jurgis Kunčinas erweiterte sich nach 1990 das Themenspektrum. Die Zensur wich einer Zeit der politischen und künstlerischen Freiheit. Die Themen der Prosa reichten nun von der Thematisierung des Zusammenspiels von sowjetischer Vergangenheit und litauischer Gegenwart über Identitäts- und Selbstverwirklichungsgedanken bis hin zur Erkundung der weiblichen sexuellen Leidenschaft. Die Gegenüberstellung von Stadtund Landleben, besonders vertreten in Romanen mit autobiographischen Zügen, ermöglichte eine Auseinandersetzung mit Traditionalismus und Fortschritt.
Herkus Kunčius erweiterte die litauische Literaturszene durch das Spiel mit Nihilismus, Perversion, Misanthropie und die Ignoranz gegenüber akzeptierten Moralvorstellungen und Wertenormen. Der Absurdität der Welt wurde mit scheinbar absurder Prosa begegnet. Doch auch experimentelle Literatur fand ihren Platz in der postmodernen litauischen Kulturszene. Hier sind Literaten wie Marius Ivaškevičius und Saulius Spurga als Wegbegleiter zu nennen. Ivaškevičius thematisierte das zwischen Ost und West hin- und hergerissene Land und die ewige Sehnsucht der Litauer nach dem Westen. Auch der litauische Lyriker Eugenijus Alisanka fand in seinen Werken so etwas wie einen neueuropäischen Ton, der wiederum traditionalistische Kritiker zu dem Vorwurf animierte, dass er sich zu weit „vom Litauischen“ entfernt hätte. Alisanka hält dagegen, dass die Heimat Litauen, als Randregion der Europäischen Union, unter einem neueuropäischen Blickwinkel das Gefühl von Fremdheit implizieren kann. Seine Gedichte seien beides, litauisch und europäisch.
Verfasserin: Marie Zimmermann