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Republik Türkei

      Landeskunde
 
Einwohner: 70,1 Millionen
Fläche: 779.452 qkm
Hauptstadt: Ankara
Landessprache: Türkisch
Europastatus: EU-Beitritt wird diskutiert.
Analphabetismusrate (Bevölkerung über 14 Jahre): 12,3% (6.430.495)
 
      Zur Literaturgeschichte
 
Die türkische Literatur umfasst in einem engen Begriff die Literatur der Türken Anatoliens und der europäischen Türkei in vorosmanischer, osmanischer und nachosmanischer Zeit.
Im 19. Jahrhundert setzte sich der europäische, insbesonders der französische Einfluss immer mehr durch. Nach 1908 dominierten die vom ‚Türkismus’ des Z. Gökallp beeinflußten nationalistischen und sprachpuristisch Autoren. Die Literatur der ersten republikanischen Jahre war stark patriotisch geprägt. Nach der Ablösung der arabischen Schrift durch die Lateinschrift 1928 und den puristischen Sprachreformen verbreitete sich die türkische Literatur auch außerhalb der Bildungselite. Die Prosa, meist in Form von Kurzgeschichten und Romanen, gewann an inhaltlicher Eigenständigkeit durch Autoren wie H. E. Adıvar, R. N. Güntekin und Y. K. Karaosmanoğlu, die Ereignisse wie den nationalen Freiheitskampf schilderten. Einflussreich waren außerdem Sabahattin Alis Bilder aus dem anatolischen Provinzleben und S. F. Abasıyanıks impressionistische Skizzen aus Istanbul.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wandte sich die Prosa zunehmend sozialkritischen Themen zu. Die Autoren dieser Strömung hatten bis in die jüngste Geschichte der Türkei unter massiver Verfolgung zu leiden. Die von M. Makal eingeleitete und mehrere Jahrzehnte dominierende »Dorfliteratur« beispielsweise behandelt gesellschaftliche Probleme aus der Sicht der Landbevölkerung Anatoliens. Orhan Kemal beschrieb soziale Folgen der Urbanisierung. Von Kemal Tahir stammt eine Reihe kritischer Romane zum historischen Hintergrund der modernen Türkei.
In bewusstem Gegensatz zum entstandenen Neoklassizismus und Ästhetizismus führte der als Marxist verfolgte Nazım Hikmet den freien Vers in die Poesie ein und verschaffte der modernen türkischen Literatur aus dem Exil heraus Weltgeltung. Auf die politisch engagierte Literatur der 1960er- und 1970er-Jahre folgte bereits einige Jahre vor dem Militärputsch von 1980 eine Reaktion, die den Pluralismus und größere Offenheit für aktuelle internationale Strömungen förderte. Zu den führenden Prosaautoren und -autorinnen gehören z. B. B. Adalet Ağaoğlu, N. Meriç, S. Soysal, F. Edgü und S. Đleri. International bekannt wurden die Romane O. Pamuks, mit denen die türkische Literatur in die Postmoderne eintritt. Unverkennbar ist seit den frühen 1980er-Jahren in der türkischen Erzählliteratur der parallele Trend zu einer selbstbewussten islamisch engagierten Literatur, z. B. als Bildungs- und Historienroman.
Seit Ende der 1960er-Jahre entwickelt sich eine türkische Literatur auch in Westeuropa, besonders in Deutschland, die sich in ihrer Anfangsphase hauptsächlich mit der Situation der Arbeitsmigration auseinandersetzte. Zu nennen sind der Lyriker und Erzähler A. Ören, der Lyriker und Essayist Y. Pazarkaya und F. Baykurt.