Für eine korrekte Darstellung dieser Seite benötigen Sie einen XHTML-standardkonformen Browser, der die Darstellung von CSS-Dateien zulässt.

Buchvorstellung

Café Paradies oder die Sehnsucht nach Europa

In vielen osteuropäischen Städten wurde der Westen und Europa mit Hoffnung und Wohlstand gleichgesetzt. Jeder kleine Lebensmittelladen wurde zum Supermarkt umbenannt und Cafés und Bars bekamen westliche Namen wie Hollywood, Wien oder eben Café Europa. Nicht, dass diese Lokalitäten ihren großen Namen gerecht würden, doch es stellte den Versuch dar, ein Stück vom Westen, ein Stück von Europa in die Städte zu bringen. Diese und weitere Situationen betrachtet Slavenka Drakulic in ihrer Aufsatzsammlung Café Paradies oder die Sehnsucht nach Europa. Sie thematisiert die Haltung der Ostländer zu Europa, ihre Erwartungen und Hoffnungen, die an Europa geknüpft worden sind, die Realität, die oft ganz anders aussieht, aber auch das Verhalten und Leben der Menschen in den ehemals kommunistischen Staaten. Sie nimmt den Leser mit auf eine Reise durch Prag, Budapest, Sofia, Zagreb sowie andere osteuropäische Orte und zeigt auf, wo und warum sich der Osten und der Westen noch immer nicht näher gekommen sind. Dabei verurteilt sie keine der beiden Seiten, schiebt niemandem die Schuld daran zu, dass viele Hoffungen und Träume nicht Realität geworden sind. Vielmehr hat man den Eindruck, dass sie zu Verstehen und zu Erklären versucht, warum die Dinge so sind, wie sie sie beobachtet und erfährt. Hierfür verwendet sie meist Beispiele aus ihrem eigenen Leben sowie Situationen, die sie selbst erfahren hat. Außerdem zeigt sie auch, wie amüsant die Realität manchmal sein kann. Es sind nicht so sehr die Politiker und wichtigen Entscheidungsträger, die man in diesem Buch porträtiert findet, sondern eher die einfachen Menschen. Gerade diese Menschen sind es, die ein Land ausmachen und für die Europa weit mehr darstellt, als einfach nur ein politischer und wirtschaftlicher Zusammenschluss verschiedener Länder. Wie sie Europa und den Westen sehen, das ist es vor allem, was Drakulic, neben ihren eigenen Erfahrungen mit Europa, in ihren Aufsätzen veranschaulicht.
Café Paradies oder die Sehnsucht nach Europa ist in Deutschland im Aufbau Taschenbuch Verlag erschienen.
Die Autorin: Slavenka Drakulic

Slavenka Drakulic wurde 1949 in Rijeka geboren. Sie ist eine der bekanntesten Schriftstellerinnen Kroatiens und ihre Romane und Aufsätze sind in viele Sprachen übersetzt worden. Auf Deutsch sind unter anderem die Romane Das Prinzip Sehnsucht, Wie wir den Kommunismus überstanden – und trotzdem lachten, Marmorhaut und Keiner war dabei – Kriegsverbrechen auf dem Balkan vor Gericht erschienen. Drakulic beschäftigt sich in ihren Romanen meist mit ihrer Heimat Kroatien und deren Geschichte. Vor allem der Balkankrieg und seine Folgen stehen im Zentrum ihres Schaffens. Slavenka Drakulic ist mit einem schwedischen Journalisten verheiratet und lebt wechselweise in Kroatien, Österreich, Deutschland und Schweden. Neben ihrer Tätigkeit als Buchautorin schreibt sie auch Artikel für internationale Zeitschriften und Zeitungen.

2005 wurde sie für ihr Werk Keiner war dabei – Kriegsverbrechen auf dem Balkan vor Gericht mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet.
Verfasserin: Katja Schneider