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Buchvorstellung

Das Brennnessel-Haus

Die Hauptperson des neuen Romans Das Brennnessel-Haus ist ein belarussischer Maler, der durch Europa wandert und von Kulturprogrammen und Festivals lebt. Dies stellt für ihn ein ganz normales Leben dar. Aus dem künstlerischen Milieu von Minsk stammend, gelangt er in das Festivalleben von Warschau, Berlin, Stockholm. Er versucht sich an das ideale Leben, das voll schöpferischem Optimismus ist und auf europäischen Traditionen gebaut ist, anzupassen. Was jedoch zerstört diese Person damit - sich selbst oder die Welt um sich herum? Das ist die zentrale Frage des Romans, der, Innovationen und futuristische Ideen verbindend, in der Tradition des freien Denkens geschrieben worden ist.

Die Abenteuer der Hauptperson erzählen von der Einigkeit und der Einzigartigkeit der nationalen Traditionen. Das bringt den Leser manchmal zum Lachen, manchmal aber auch zum tiefen Nachdenken. Eine nicht voreingenommene Analyse der Realität, die Enthüllung der künstlich geschaffenen Mythen sowie Ironie sind Elemente, die dieses Werk für intellektuelle Leser besonders attraktiv machen.

Dank geht an Frau Martina Mrochen, die einen Auszug für das Projektseminar ins Deutsche übersetzt hat. Das Buch wird zur Zeit ins Deutsche übersetzt.
Der Autor: Zmicier Vishneu

Zmicier Vishneu, geboren 1973 in Ungarn, studierte Philologie / Journalistik in Minsk und Moskau. Er ist Autor, bildender Künstler, Performancekünstler, Chefredakteur der Zeitschrift Texte, einer der Mitbegründer des Verlags Goliafy sowie der Künstlerbewegung Bum-Bam-Lit. Vishneu hat in den letzten Jahren mehrere Lyrikbände wie Schtabkavy tamtam und Vestibule Moskito, Text and visual works, aber auch Prosa, Essaybände und einen Gedichtroman veröffentlicht. In Berlin erschien im Jahr 2006 in deutscher Übersetzung sein Buch Ich sitze im Koffer. Ebenfalls im Jahr 2006 war er Stipendiat des Literarischen Colloquiums Berlin Wannsee und nahm an zahlreichen Internationalen Lyrikfestivalen teil. Mittlerweile sind seine Werke in mehr als 20 Sprachen übersetzt worden.
Der Fragebogen

Nennen Sie drei Begriffe, die Sie mit Europa assoziieren.

Deutschland. Euro. Regime ohne Visum.

Wo liegen für Sie die geopoetischen (literarischen) Grenzen Europas? Gibt es ein Zentrum Europas?

Meiner Meinung nach nimmt Berlin inoffiziell die Rolle der kulturellen Hauptstadt ein. Das lässt sich ganz einfach dadurch erklären, dass hier zwei paralelle Systemedas - sowjetische und das westliche - existiert haben... Und als Deutschland wieder vereinigt wurde, fand der kulturelle Aufbruch statt. Aber unter den heutigen Umständen ist dieser sehr bedingt, denn die Welt ist kleiner geworden... Von Minsk nach Berlin braucht man mit dem Flugzeug nur ein paar Stunden...

Können Sie den Begriff Europa aus belarussischer Sicht definieren?

Ich würde mich sehr freuen, wenn sich Belarus der Europäischen Union anschließen würde. Allerdings ist es heutzutage eine Utopie. Belarus gehört immer mehr zu Russland. In erster Linie wegen der finanziellen Abhängigkeit. Belarus ist ein europäisches Land, das sich leider ganz am Rande des europäischen Kulturlebens befindet. Im Großen und Ganzen entwickelt sich der literarische und künstlerische Prozess unabhängig von den europäischen Strukturen. Nichtsdestotrotz veränderte sich im letzten Jahrzehnt die Situation positiv. Bestimmte Autoren aus Belarus wurden bekannter – sie werden in europäische Sprachen übersetzt und zu Festivals, Seminaren, Kongressen eingeladen...

Würden Sie sagen, dass Europa in der Literatur momentan ein aktuelles Thema ist?

Solange Europa existiert, wird das Thema in der Literatur aktuell sein.

Welches Buch eines europäischen Schriftstellers hat Ihnen besonders gut gefallen?

Ich habe viele Lieblingsautoren, die in den geographischen Grenzen Europas gelebt haben und leben. Heinrich Böll, Franz Kafka, Michell Ulbeck, Albert Marvin, David Albahari...
Verfasserin: Maryna Karavaya