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Buchvorstellung

City: Der unwahrscheinlichste aller Orte

Der junge Fotograf Irvin Mirsky lebt in einer Welt, in der der globale Kapitalismus das Leben der Menschen in Besitz genommen hat. Neugeborene werden Nivea oder Gucci genannt, da große Konzerne für die Namensgebung bezahlen. Ein Stipendium führt Irvin nach City, den unwahrscheinlichsten aller Orte, wie die neue Hauptstadt Supereuropas genannt wird. Dort versucht er der Sucht zu entkommen, die ihn seit seiner Jugend verfolgt: Er ist abhängig von Internet-Pornographie. Auf der Suche nach innerer Ruhe trifft er Lina, die Frau seines Lebens. Während Lina zur Ikone der öffentlichen Revolte wird, die das Leben aus den Fesseln der Virtualität befreien will, überwindet Irvin seine Abhängigkeit und versucht, die Welt seinerseits von der Übermacht der Bilder zu befreien.
Der Autor: Michal Hvorecký

Michal Hvorecký ist Jahrgang 1976 und lebt in Bratislava. Er hat bisher drei Romane und zwei Erzählbände veröffentlicht und gehört heute zu den erfolgreichsten jungen Autoren in der Slowakei und in Tschechien. In der FAZ, der SZ und der ZEIT sowie zahlreichen weiteren Zeitschriften sind Essays und Geschichten von ihm erschienen. Er wurde mehrfach mit Literaturpreisen ausgezeichnet und war Stipendiat des Literarischen Colloquiums Berlin, der Stiftung Brandenburger Tor sowie der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen.

Der Roman City: Der unwahrscheinlichste aller Orte ist seine erste Veröffentlichung auf Deutsch, in der Übersetzung von Mirko Kraetsch. Am 11. Januar 2008 erlebte er die Dramatisierung seines Romans City: Der unwahrscheinlichste aller Orte am Staatstheater Hannover seine Uraufführung.


Publikationen: Das starke Gefühl von Sauberkeit (1998), Jäger & Sammler (2001), Der letzte Hit (2003), City: Der unwahrscheinlichste aller Orte (2005), Die Eskorte (2007).
Der Fragebogen

Nennen Sie drei Begriffe, die Sie mit Europa assoziieren.

Freiheit. Liebe. Roman.

Wo liegen für Sie die geopoetischen (literarischen) Grenzen Europas? Gibt es ein Zentrum Europas?

Die Grenzen Europas waren nie in der Geschichte definitiv, sondern wechseln immer wieder. Die Grenzen existieren vor allem in den Köpfen der Europäer. Ich glaube im Süden und Osten gibt es noch viel Raum zum Wachsen des alten Kontinents. Meine erste persönliche Erfahrung mit Europa ist vom August 1989. Ich wachte in einem Auto-Camping in Ungarn auf und sah, dass alle anderen Touristen in der Nacht flohen, überall standen nur leere Trabis und verlassene Zelten. Ich fühlte mich einsam und irgendwie begriff ich, dass die alte Teilung Europas zu Ende ist.

Können Sie den Begriff Europa aus slowakischer Sicht definieren?

Für Mikroländer wie die Slowakei ist es immer gut, einem multinationalen demokratischen Bündnis der europäischen Staaten anzugehören. Zu oft hat uns die Welt einer größeren Macht überlassen (1938, 1948), wie letztes Mal 1968 der Sowjet Union. Es freut mich auch, dass nach dem EU-Beitritt die Beziehungen zu Tschechien besser als je zuvor sind. Ich fühle mich sehr tschechoslowakisch, also ich lebe eigentlich in einer Fiktion.

Sehen Sie in Ihren Werken einen Bezug zum Thema Europa?

Auf jeden Fall. Der Roman CITY spielt in Supereuropa. Ich freue mich über den Aufstieg des Ostens Europas. In meinem neuen Roman Eskorta heisst der zweite Teil: Der Westen ist jetzt im Osten.

Würden Sie sagen, dass Europa in der Literatur momentan ein aktuelles Thema ist?

Ich glaube sehr an unsere alte europäische Leidenschaft und Eigenschaft die Geschichten zu erzählen und mit ihrer Hilfe sich selbst zu definieren, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, aber auch sich über sich selbst lustig zu machen.

Welches Buch eines europäischen Schriftstellers hat Ihnen besonders gut gefallen?

W. G. Sebald – Austerlitz.
Verfasser: Lars Weber