Für eine korrekte Darstellung dieser Seite benötigen Sie einen XHTML-standardkonformen Browser, der die Darstellung von CSS-Dateien zulässt.

Republik Slowenien

Landeskunde

Einwohner: 2,0 Millionen
Fläche: 20.273 qkm
Hauptstadt: Ljubljana
Landessprache: Slowenisch
Europastatus: EU-Mitglied seit 2004
Analphabetismusrate (Bevölkerung über 14 Jahre): 0,3% (5.198)
Zur Literaturgeschichte

In dem kleinen Land zwischen Alpen und Mittelmeer trafen über Jahrhunderte hinweg slawische, romanische und germanische Einflüsse zusammen. Ende Juni 1991 wurde die Republik Slowenien ein unabhängiger Staat. Seitdem hat sich im slowenischen literarischen Leben vieles geändert. Die Literatur und literarische Veranstaltungen an sich waren in den 80er Jahren von großer gesellschaftlicher Bedeutung. Zahlreiche Autorinnen und Autoren setzten sich für die Demokratisierung ein und trugen zur Unabhängigkeit des Landes bei. Nicht wenige beteiligten sich an der Gründung von Parteien und gingen vorübergehend oder auf Dauer in die Politik, die buchstäblich aus den literarischen Zirkeln ins slowenische Parlament übersiedelte. Der Literatur wird heutzutage zwar weniger Aufmerksamkeit zuteil, aber sie kann sich ungebundener entfalten. Und auch heute noch weist Slowenien eine große Dichte an Autoren auf.

Wollte man einen Wesenszug der aktuellen slowenischen Literatur hervorheben, so ist an erster Stelle das Neben- und Miteinander unterschiedlicher schriftstellerischer Praxen zu nennen. Stellvertretend dafür sind drei bedeutende Literaturzeitschriften zu nennen: Nova revija versammelt die Modernisten, die in den 60er Jahren zu publizieren begannen; Literatura ist das Forum der Postmodernisten der 80er und 90er Jahre; Sodobnost war lange Zeit der traditionelleren Literatur vorbehalten, hat sich jedoch zuletzt nach allen Seiten hin geöffnet. Gegenwärtig gibt es eine große Vielfalt an Autorinnen und Autoren verschiedener Generationen mit individuellen Schreibweisen und persönlichen thematischen Vorlieben.

Obwohl viele kleine Editionen den Übergang zur freien Marktwirtschaft nicht schafften, gibt es in Slowenien immer noch ca. 150 Verlage, die jährlich an die 2500 2 Titel produzieren. Davon werden 250 vom Staat gefördert, wobei der Anteil slowenischer Literatur bei über 50% liegt. Die großen, ehemals staatlichen Verlagshäuser wurden mittlerweile von Investoren übernommen. Bedingt durch den keinen Markt, sind die Buchpreise in den letzten Jahren in die Höhe geschnellt, so dass literarische Neuerscheinungen nicht mehr für alle erschwinglich sind. Doch die Lesekultur in Slowenien ist ungebrochen hoch. Für die Verbreitung von Literatur sorgt vor allem ein dichtes Bibliotheksnetz.

1991 war für die slowenische Literatur auch im internationalen Kontext ein Jahr des Umbruchs. Zuvor meist unter dem Sammelbegriff "Jugoslawische Literatur" geführt, nahm die Präsenz slowenischer Literatur im Zuge der politischen Entwicklung auch im deutschsprachigen Raum deutlich zu. Waren in den 70er Jahren insgesamt nicht einmal 10 und in den 80er Jahren immerhin gut 30 Bücher slowenischer Autorinnen und Autoren in deutscher Sprache erschienen, so sind es seit 1991 bis dato knapp 100. Der Anteil Österreichs ist mit ca. 2/3 aller Übersetzungen am größten, was auf das Wirken der slowenischen bzw. zweisprachigen Verlage in Kärnten zurückzuführen ist. Kärntner slowenische Autorinnen und Autoren wie Maja Haderlap, Fabjan Hafner, Andrej Kokot, Florjan Lipuš und Janko Messner werden ins Deutsche übersetzt und sind überdies selbst als Übersetzer tätig. Auch Werke Italienischer Slowenen wie Boris Pahor und Alojz Rebula liegen in Übersetzung vor.
Verfasserin: Ann-Kathrin Reimers