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Forschungsfeld 2: Vermittlung und Popularisierung von Naturwissenschaften und Technik

Zur Einführung


Naturwissenschaften und Technik übten auf Menschen immer schon eine große Faszination aus, die in Begeisterung oder Skepsis gegenüber dem Neuen resultieren konnte. Gerade in Zeiten großer technologischer Umbrüche seit dem 19. Jahrhundert lag es nahe, dass die Menschen begreifen wollten, was ihr Leben so tiefgreifend veränderte. Die Popularisierung von Wissen über Durchbrüche in der naturwissenschaftlichen Forschung und bei der Entwicklung neuer Technologien fand stets ein reichhaltiges Echo in den Massenmedien der jeweiligen Zeit. Neben den dokumentarischen Formaten etablierten sich ebenso fiktionale Umsetzungen wissenschaftlicher und technischer Vorstellungswelten. Das Forschungsfeld untersucht die Kontexte von Entstehung, Verbreitung und Rezeption von populären Wissen im Spannungsfeld von Begeisterung und Kritik an unterschiedlichen Fallbeispielen aus Naturwissenschaft und Technik. Dabei wird neben den Wissensbeständen ebenso die Rolle der Menschen hinter den wissenschaftlichen Theorien und ihrer Popularisierung in den Blick genommen.

Zu diesem Forschungsfeld zählen folgende Themen:

  1. Der Schlüssel zur modernen Welt. Wissenschaftspopularisierung in Großbritannien und Deutschland im Übergang zur Moderne (ca. 1870-1914)

  2. Evolution (in) der Öffentlichkeit. Die Auseinandersetzung mit einer naturwissenschaftlichen Theorie von Charles Darwin bis heute

  3. "Out to repossess our land" - Der Streit über die Evolutionstheorie in den USA als Kampf um die politische Deutungshoheit

  4. Eugenik und Euthanasie in Südwestfalen

1. Der Schlüssel zur modernen Welt. Wissenschaftspopularisierung in Großbritannien und Deutschland im Übergang zur Moderne (ca. 1870-1914)


Popularisierung von Wissenschaft und Technik hat heute mehr denn je Konjunktur, leben wir doch in einer Welt, die sich stark durch die Verbreitung neuer Technologien, allen voran der Digitalisierung, in atemberaubendem Tempo verwandelt. Begriffe wie Industrie 4.0, soziale Medien, Internethandel und Cyberkriminalität deuten auf neue Muster jenseits des industriellen Zeitalters mit seinen typischen Formen von Sozialleben, Kommunikation und Konsum. Dabei erleben viele der Überlegungen eine Neuauflage, die schon die Popularisierung von Wissen im ‚ersten‘ naturwissenschaftlichen Zeitalter des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts beeinflussten. Damals griffen neue Erkenntnisse in Physik, Chemie, Geologie, Astronomie und Biologie tief in das Denken und, umgesetzt in Technologien und Gütern wie Eisenbahnen, Telegraphen und Telefonen, künstlichen Düngemitteln und Farbstoffen, Glühbirnen oder Automobilen, in den Alltag der Menschen ein. Populär-naturwissenschaftliche Literatur trug in diesem Prozess mit dazu bei, die potentiell befremdlichen Innovationen besser verstehen und so rascher zu vertrauten Elementen der eigenen Lebenswelt machen zu können. Die Popularisierung der Naturwissenschaften erfüllte demnach im Übergang zur Moderne die Funktion, Geheimnisse zu enthüllen und zu erläutern, sie diente als Schlüssel zu einer Welt ungeahnter Möglichkeiten. So lautete der Tenor einer wahren Flut an Publikationen in der westlichen Welt, die Wissenschaft und Technik in verständlicher Weise für eine interessierte Leserschaft aus allen Gesellschaftsschichten darbot. Die Studie arbeitet dies für den britischen und den deutschen Kontext in einer detaillierten Auswertung der populärwissenschaftlichen Literatur heraus, die zugleich ein bestimmtes Epochenbewusstsein entstehen ließ.

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2. Evolution (in) der Öffentlichkeit. Die Auseinandersetzung mit einer naturwissenschaftlichen Theorie von Charles Darwin bis heute


Als Charles Darwin im Jahr 1859 seine Theorie einer Evolution der Arten durch natürliche Auslese veröffentlichte, sah er bereits eine große Debatte voraus, jedoch nicht deren Ausstrahlungskraft und Langlebigkeit. Das Darwin-Jahr 2009 bot einen guten Anlass, sich diese inzwischen über 150 Jahre hinweg überaus kontroverse und facettenreiche Debatte, ihre Thesen und ihren Verlauf vor Augen zu führen, eine Debatte, die in immer neuen Kontexten mit altbekannten und neuen Argumenten nicht mehr nur in den Naturwissenschaften, sondern längst auch in Politik, Gesellschaft und Kultur geführt wurde. Die Auseinandersetzung mit ihren historischen und aktuellen Ausformungen wurde in einer großen Tagung im September 2009 disziplinübergreifend wissenschaftlich diskutiert. Die Ergebnisse der Tagung flossen in ein umfangreiches Buchprojekt ein, das unter dem Titel Streitfall Evolution. Eine Kulturgeschichte im Oktober 2017 veröffentlicht wurde. Die 40 Beiträge des Bandes richten sich gleichermaßen an Wissenschaftstreibende als auch ein interessiertes Laienpublikum und stellen in sieben Themenfeldern die wissenschaftlichen und populären Debatten rund um das Thema Evolution vor. Neben den Folgen für die Wissenschaften, den Glauben an Gott und die Moralvorstellungen werden Überlegungen über Gesellschaft, Politik, internationale Beziehungen und über Eingriffe bis hinunter auf die Ebene des Individuums und seines Erbmaterials, seiner Gene ebenso thematisiert wie Fragen nach einem vermeintlichen Niedergang des Menschen. Gegenwärtig sind diese Kontroversen noch vielfältiger, beziehen weit mehr Menschen ein als im späten 19. Jahrhundert, haben weit gravierendere Auswirkungen.

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3. "Out to repossess our land" - Der Streit über die Evolutionstheorie in den USA als Kampf um die politische Deutungshoheit


Man könnte die Geschichte der USA als eine Geschichte der Suche schreiben, als Suche nach der nationalen Identität. Diese verdichtete sich zu bestimmten Zeiten unter bestimmten Bedingungen zu einer intensiven und kontrovers bis polemisch geführten Debatte, deren Ausgang zur Entscheidung über den Fortbestand der Nation oder deren Ende stilisiert wurde. Die Wahrnehmung der eigenen, nationalen Gegenwart als krisenhaft und das Gefühl der Verunsicherung angesichts des möglichen Ausgangs der Krise bildet daher in der US-Geschichte einen bis heute fortdauernden Topos. Diese Grundsatzdebatte muss nicht zwangsläufig über Verfassungsfragen oder die politische Form des Gemeinwesens geführt werden, sondern kann sich genauso gut an Rechten und gesellschaftlichen Umgangsformen oder auch der Bedeutung von (Natur-)Wissenschaft und ihren Theorien festmachen. Das Projekt nimmt die Auseinandersetzung in den USA um die Evolutionstheorie Charles Darwins als Streit um die Moderne, als Kampf widerstreitender Kräfte in der US-amerikanischen Gesellschaft um die Deutungshoheit und letztlich über den Charakter des Gemeinwesens und die Identität der Nation in den Blick. Dabei bilden die beiden Präsidentschaftswahlkämpfe von 1980 und 2008 den Anfangs- und Endpunkt, zwischen denen sich die Diskussionen um Darwins wissenschaftliches Erbe im Umfeld von Gerichtsprozessen und Gesetzesinitiativen bewegten. Wichtigstes Quellenmaterial für die Analyse der vielstimmigen öffentlichen Debatte bildeten die Artikel in gedruckten Zeitungen und Online-Magazinen.

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4. Eugenik und Euthanasie in Südwestfalen


Kranke und behinderte Menschen gehören zu den Verfolgten des Nationalsozialismus. In der Zeit des 'Dritten Reiches' wurden sie als Belastung für die deutsche 'Volksgemeinschaft' stigmatisiert, die es zu beseitigen galt. So wurden bereits ab 1934 bis zu 400.000 Menschen gegen ihren Willen sterilisiert, in den Kriegsjahren mehr als 200.000 Menschen in Heil- und Pflegeanstalten ermordet. Dies geschah inmitten der deutschen Gesellschaft, verantwortet von Fachkräften in Psychiatrie, Neurologie, Kindermedizin und anderen Fachdisziplinen, unter Beteiligung von Verwaltungsfachleuten und Pflegekräften. Dieser Thematik war eine Ausstellung in den Gebäuden der Universität Siegen gewidmet, die die Frage nach dem Wert des Lebens als Leitlinie nahm. Sie erzählte die Geschichte von Ausgrenzung, Zwangssterilisationen und Massenmord, beschäftigte sich mit Opfern, Tätern, Tatbeteiligten und Opponenten und fragt schließlich nach der Auseinandersetzung mit dem Geschehen in der Zeit von 1945 bis heute. Die von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde mit exemplarischen Biografien aus Deutschland vorbereitete Wanderausstellung wurde für ihre Präsentation in Siegen von Studierenden des Historischen Seminars der Universität um Lebensgeschichten von Opfern aus der Region Südwestfalen ergänzt. Sie alle dokumentierten eine erschütternde Missachtung des Lebens durch Angehörige von Berufsständen, die sich eigentlich den unbedingten Schutz des Lebens zur Aufgabe gemacht hatten.

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